Chemiewaffen: Syrien bekommt offenbar Hilfe aus Nordkorea

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Das stalinistische Regime soll Damaskus über mehrere Jahre mit Bestandteilen für die Produktion von Chemiewaffen versorgt haben, berichtet die "New York Times".

Nordkorea könnte Teile an die syrische Regierung geliefert haben, die auch für die Produktion von Chemiewaffen benutzt werden können. Dazu gehörten säurefeste Kacheln, Ventile und Thermometer, meldete die "New York Times" am Dienstag unter Berufung auf einen Bericht von UNO-Ermittlern.

Nordkoreanische Raketentechniker seien zudem in bekannten syrischen Anlagen für Chemiewaffen und Raketen gesichtet worden. Der Bericht wurde demnach von UNO-Experten geschrieben, die die Sanktionen gegen Nordkoreaüberwachen. Die Teile hätten zu mindestens 40 Lieferungen gehört, die zwischen 2012 und 2017 von Nordkorea an Syrien gegangen seien, meldete die "New York Times".

Der UN-Bericht weise auf die gefährlichen Folgen eines Handels zwischen Syrien und Nordkorea hin, schreibt das Blatt. Auf der einen Seite könnte Syrien sein Chemiewaffenprogramm aufrecht erhalten. Auf der anderen Seite erhalte Nordkorea Geld für sein Nuklear- und Raketenprogramm. Seit Beginn des syrischen Bürgerkriegs 2011 stand Pjöngjang immer wieder in Verdacht, das Regime des syrischen Machthabers Bashar al-Assad mit Ausrüstung und Expertise für den Bau von Chemiewaffen versorgt zu haben.

Internationaler Gemeinschaft entgingen Deals jahrelang

Das 200 Seiten lange UN-Paper, das auch Verträge und Rechnungen enthalten soll, zeigt zugleich ein Versagen der internationalen Gemeinschaft auf: Obwohl Nordkorea und Syrien schwere Sanktionen auferlegt wurden, gelang es ihnen, ihre Deals unter dem Radar der Geheimdienste abzuwickeln. So umgehe Nordkorea die Strafmaßnahmen über ein komplexes Netz von Briefkastenfirmen, setze auf ausländische Sympathisanten, um Zugang zu internationalen Finanzströmen zu erhalten oder engagiere seine eigenen Diplomaten für Schmuggelaktionen ein.

Syrien hatte seine Chemiewaffen auf internationalen Druck nach einem Angriff mit Saringas auf das Rebellengebiet Ost-Ghouta im August 2013 vernichtet. Ermittler der UNO und der Organisation für das Verbot von Chemiewaffen (OPCW) machten die Regierung in Damaskus jedoch für einen weiteren verheerenden Angriff mit Saringas auf den Ort Khan Sheikhoun im April 2017 verantwortlich.

Seit der erneuten Offensive auf Ost-Ghouta werfen Aktivsten der syrischen Armee zudem mehrere Bombardierungen mit Chlorgas vor. Syriens Regierung weist stets alle Anschuldigungen von sich.

>>> Bericht in der "New York Times".

(APA/dpa)

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