Sicherheitsberater H. R. McMaster und Justizminister Jeff Sessions gelten als Wackelkandidaten, die sich den Unmut des Präsidenten zugezogen haben.
Washington. Niemand kann Donald Trump vorwerfen, er habe sich im Wahlkampf verstellt: Die Amerikaner bekommen mit ihrem 45. Präsidenten genau das, was der frühere Immobilienmogul versprochen hatte. Der Rechtspopulist regiert trotz der vielen Pannen im Weißen Haus in der festen Überzeugung, es besser zu wissen als alle anderen. Wie die Entlassung von Außenminister Rex Tillerson zeigt, legt der 71-jährige Trump nach einem Jahr im Amt zunehmend die Rücksicht auf Traditionen, alte Bündnisse oder fachpolitischen Sachverstand ab. In der Regierung könnten deshalb weitere Köpfe rollen.
Längst haben sich die USA und die Welt an ein Personalkarussell gewöhnt, das sich bei Trump wesentlich schneller dreht als unter anderen Präsidenten. Kurz vor Tillersons Rauswurf hatten Wirtschaftsberater Gary Cohn und Kommunikationschefin Hope Hicks gekündigt. Fast kein Tag vergeht ohne neue Überraschungen im Mitarbeiterstab des Weißen Hauses. Anfang der Woche musste Trumps persönlicher Assistent John McEntee gehen. Laut Medienberichten waren bei ihm finanzielle Unregelmäßigkeiten aufgeflogen.
Trumps Bauchgefühl
Trotz der vielen Pannen soll der Präsident intern nach seinem Überraschungscoup des geplanten Gipfeltreffens mit dem nordkoreanischen Machthaber, Kim Jong-un, gesagt haben, er wolle sich künftig mehr auf sein Bauchgefühl verlassen. Trump ist sicher, dass er auch ohne detailliertes Fachwissen oder den Rat von Experten eine überragende politische Spürnase besitzt, und dass er seine populistische Agenda energischer als bisher vorantreiben sollte.
Das Engagement für die Menschenrechte in aller Welt spielt bei Trump keine große Rolle. Seine Kandidatin für den Führungsposten beim Geheimdienst CIA, Gina Haspel, soll Foltermethoden beim Verhör von Terrorverdächtigen angeordnet haben. Haspels Ernennung führe jedermann vor Augen, „wer wir wirklich sind“, schrieb der Journalist Stephen Kinzer.
Von kritischen Einwänden lässt sich Trump aber immer weniger beeindrucken. Mehr denn je will der Präsident seinem Bauchgefühl folgen. Nicht zuletzt deshalb könnten schon bald weitere Entlassungen anstehen. Einer, dessen Position als unsicher gilt, ist Sicherheitsberater Herbert Raymond McMaster. Als Nachfolger wird unter anderem der frühere amerikanische UN-Botschafter John Bolton gehandelt, wie Pompeo ein außenpolitischer Hardliner. Auch Stabschef John Kelly ist Trump hin und wieder ein Dorn im Auge.
Justizminister Jeff Sessions ist ein weiterer Wackelkandidat im Kabinett. Als Senator war Sessions einer der ersten Trump-Anhänger, was der auf Loyalität bedachte Präsident zu schätzen weiß. Doch die Tatsache, dass Sessions die Berufung von Russland-Sonderermittler Robert Mueller ermöglichte, erregte den Zorn des Staatschefs.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 15.03.2018)