Zwei Egos, ein Feind: Trump trifft saudischen Kronprinzen

(c) REUTERS (Jonathan Ernst)
  • Drucken

Der US-Präsident empfängt Mohammed bin Salman im Oval Office. Der 32-Jährige kann auf große Finanzspritzen aus Washington hoffen. Denn Trump setzt im Nahen Osten auf das Wohlwollen des Verbündeten.

Wenn US-Präsident Donald Trump den saudischen Kronprinzen Mohammed bin Salman am Dienstag im Oval Office empfängt, dürfte ihr gemeinsamer Feind sie weiter zusammenschweißen. Der Iran taugt beiden als historischer Gegner, wegen dem - etwa im Jemen - sogar Kriege geführt werden.

Trump braucht Mohammed, den eigentlichen Herrscher der Wüstenmonarchie, um Teheran an die Wand zu drängen. Doch der Verbündete reist mit Wünschen an.

Bei seinem ersten Besuch als neuer saudischer Kronprinz dürfte der 32 Jahre alte Mohammed bin Salman, der arabische Führer der Anti-Iran-Koalition, auf mehr als Lob für sein Reformprogramm hoffen. Vielmehr braucht der in seiner Heimat als "MbS" Gepriesene handfeste Investitionen aus dem Westen, um seinen Wirtschaftsmasterplan, die "Vision 2030", zu verwirklichen. Sonst droht die Schwächung der Regionalmacht und - auf lange Sicht - der Bedeutungsverlust. Den kann auch Trump nicht wollen, schließlich braucht er Riad, um Teheran in Schach zu halten.

Saudi-Vertrauter Kushner in Bedrängnis

Der 32 Jahre alte Mohammed kann nach der Kälteperiode unter Ex-Präsident Barack Obama auf Wohlwollen in Washington hoffen. Mit riesigen Waffendeals und einem Besuch Trumps in Riad, der das Präsidenten-Ego im Mai mehr als nur schmeichelte, brachte "MbS" - der als enger Vertrauter von Trumps Schwiegersohn Jared Kushner gilt - das amerikanisch-saudische Verhältnis wieder auf Temperatur.

Aber sein Besuch erfolgt inmitten turbulenter Tage im Weißen Haus. Kushner verlor vor kurzem seinen Zugang zu Top-Secret-Informationen und er steht wegen seiner privaten Geschäfte in der Kritik. Seine Zukunft im Weißen Haus ist ungewiss. Die saudische Seite dürfte bei dem Besuch auch versuchen, die künftige Zusammensetzung des Trump-Lagers auszuloten, schrieb die Nahost-Internetpublikation "Al-Monitor" kürzlich.

Mohammed bin Salman konnte bei seinem teils brachialen politischen Kurs auf den Segen der USA bauen. Als er im November etliche Prinzen und Würdenträger festnehmen ließ, schrieb Trump auf Twitter: "Ich habe großes Vertrauen in König Salman und den Kronprinzen Saudi-Arabiens, sie wissen genau, was sie tun..."

Freifahrtschein für den Kronprinzen

Im Jemen unterstützt die US-Regierung die von den Saudis geführte Koalition in ihrem äußerst brutalen Krieg gegen die von Teheran unterstützten Houthi-Rebellen - indem sie saudische Kampfjets in der Luft betankt, Waffen liefert oder Geheimdienstinformationen zur Verfügung stellt.

Aber im US-Senat wächst die Kritik an dieser militärischen Hilfe. Die Kammer könnte noch in dieser Woche über eine Resolution einer Gruppe von Senatoren beider Parteien abstimmen, in der Trump dazu aufgerufen wird, die Unterstützung einzustellen.

Als das saudische Bündnis im vergangenen November den von den Houthis kontrollierten Norden des Jemens komplett von Hilfslieferungen abschottete, richtete selbst der US-Präsident deutliche Worte an Saudi-Arabien. Er forderte das Land auf, uneingeschränkte humanitäre Hilfslieferungen zuzulassen.

Die ansonsten aber ziemlich unkritische Haltung Trumps gegenüber der Golfmonarchie sehen Experten als eine Art Freifahrtschein für den Kronprinzen. Dieser gilt als der Drahtzieher der Blockade des abtrünnigen Nachbaremirats Katar und der Regierungskrise im Libanon, die sich auch gegen Teheran richtet. Zudem kämpft Riad auch in Syrien indirekt gegen den Iran.

Wall Street will bei größtem Börsengang der Geschichte mitschneiden

Die USA brauchen angesichts dieser Konfrontation ein starkes Saudi-Arabien und damit verbunden einen gelungenen Wirtschaftsumbau. Riad will sich mit der "Vision 2030" unabhängiger vom Öl machen. Das heißt vor allem: einen schlagkräftigen Privatsektor aufzubauen und zum Technologie-Standort zu werden.

Zwar locken die Petrodollars, doch die Unternehmer bleiben argwöhnisch gegenüber Mohammed bin Salman. Diplomatenkreise und Wirtschaftsvertreter in Riad erzählen, dass der impulsive Prinz mit seiner Anti-Korruptions-Kampagne im Herbst nicht unbedingt das Vertrauen von Investoren gewonnen habe. Schließlich ließ er dafür kurzerhand Hunderte Menschen, darunter viele einflussreiche Geschäftsleute, ins Luxushotel Ritz-Carlton einsperren und nahm ihnen Ausgleichszahlungen von mehr als 100 Milliarden Dollar (81,29 Mrd. Euro) ab.

100 Milliarden Dollar soll auch der größte Börsengang der Geschichte, der der saudischen Ölfirma Aramco, bringen. Doch die Hoffnung der Wall Street, Teil davon zu werden, schwand zuletzt. Berichten zufolge verschiebt sich der internationale Teil des Börsengangs, zudem ließ Ölminister Khalid Al-Falih kürzlich klar erkennen, dass mögliche Rechtsstreitigkeiten und die Haftung an der Wall Street ein Problem seien: "Ehrlich gesagt, ist Saudi Aramco zu groß und zu wichtig für das Königreich, um sich einem solchen Risiko auszusetzen", sagte der Minister dem US-Nachrichtensender CNN.

(APA/dpa/Benno Schwinghammer und Maren Hennemuth)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Mohammed bin Salman will seinem Land einen moderneren Kurs verpassen.
Außenpolitik

Saudischer Kronprinz: Frauen sollen selbst über Kleidung entscheiden

Kronprinz Salman bricht zu einer einwöchigen Promo-Tour in die USA auf und gab zuvor dem US-Sender CBS ein ausführliches Interview, in dem er seinen Reformer-Kurs erklärt.
Künstler malen in Riad ein Portrait von Kronprinz Mohammed bin Salman.
Außenpolitik

Saudi-Kronprinz: "Liberaler" Reformer mit aggressiver Außenpolitik

Mohammed bin Salman will Saudiarabien modernisieren und nach seinen Wünschen umbauen. Er tritt für eine Öffnung des Gesellschaft ein. Doch zugleich setzt er den Machtanspruch in der Region notfalls mit militärischer Gewalt durch.
Kronprinz Mohammed bin Salman konsolidiert seine Macht
Außenpolitik

Saudiarabiens König setzt hochrangige Militärs ab

In Saudiarabien findet ein militärischer Umbau statt. Unter anderem mußte der Generalstabschef gehen.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.