"Weißer Marsch": Tausende gedachten ermordeter Jüdin

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Der Tod der Holocoust-Überlebenden löst in Frankreich auch heftige politische Reaktionen aus: Die rechtspopulistische Politikerin Marine LePen wurde ausgepfiffen.

Nach der mutmaßlich antisemitisch motivierten Ermordung der Holocaust-Überlebenden Mireille Knoll haben tausende Teilnehmer am Mittwochabend bei einem Schweigemarsch in Paris des Opfers gedacht. Zur der Kundgebung hatte der Dachverband der jüdischen Institutionen in Frankreich (Crif) aufgerufen.

Der sogenannte "Weiße Marsch" wurde von Vertretern der Zivilgesellschaft und von französischen Spitzenpolitiker angeführt, darunter Innenminister Gerard Collomb, Kulturministerin Francoise Nyssen und Bildungsminister Jean-Michel Blanquer. Vertreter der größten Parteien des Landes, zahlreiche Abgeordnete und Vertreter der muslimischen Gemeinde beteiligten sich.

Der Demonstrationszug sollte einige hundert Meter bis zur früheren Wohnung des Mordopfers zurücklegen. Teilnehmer hielten weiße Rosen in den Händen. Im Anschluss an den Gedenkmarsch war eine Andacht in einer Synagoge geplant.

Le Pen nicht erwünscht

Die schon im Vorfeld umstrittene Teilnahme der Vorsitzenden der rechtspopulistischen Front National (FN), Marine Le Pen, sorgte bei einigen Dutzend jugendlichen Demonstranten für Unmut: Sie pfiffen Le Pen aus, ebenso wie den Chef der Linkspartei, Jean-Luc Melenchon. Beide verließen den "Weißen Marsch" kurze Zeit später.

Der jüdische Dachverband hatte Le Pen und Melenchon bereits im Vorfeld signalisiert, dass ihre Anwesenheit nicht erwünscht sei. Der Verband begründete dies mit mutmaßlich extremistischen Tendenzen in den Parteien der beiden Politiker.

Weitere Kundgebungen zum Gedenken an die ermordete Holocaust-Überlebende waren in Lyon, Marseille, Toulouse und Bordeaux geplant. Mireille Knoll war wenige Stunden vor dem Trauermarsch in Paris im Beisein von Staatschef Emmanuel Macron beerdigt worden. Der Präsident wollte damit die Familie unterstützen, hieß es aus dem Elysee-Palast. Zudem war ein Treffen der Hinterbliebenen mit Regierungschef Edouard Philippe vorgesehen.

Die von Messerstichen übersäte und teilweise verbrannte Leiche der 85-Jährigen war am Freitag in ihrer Pariser Sozialwohnung gefunden worden. Am Dienstag hatte die französische Polizei die Festnahme von zwei Verdächtigen gemeldet.

(APA)

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