Jener 48-jährige Deutsche, der am Samstag in der Münsteraner Altstadt drei Menschen totgefahren hatte, war polizeibekannt, galt aber nicht als gefährlich. Politischer Wirbel wegen Islam-Verdächtigungen.
Münster. Nach der Todesfahrt eines Mannes mit einem VW-Campingbus im Zentrum der sauerländischen Stadt Münster (Nordrhein-Westfalen), bei der am Samstag drei Menschen ums Leben gekommen, mindestens 30 zum Teil schwer verletzt worden waren und der Täter sich hernach erschossen hatte, war am Sonntag weiter das Motiv unklar. Eines mit Islam-Bezug konnte allerdings nach bisherigem Kenntnisstand doch ausgeschlossen werden.
Demnach stammte der Mann aus dem Sauerland und war Deutscher. Er soll 48 Jahre alt gewesen sein und schon länger in Münster gewohnt haben. Der Mann hatte laut Polizei vier Wohnungen: zwei in Ostdeutschland und zwei in Münster. Er war allerdings der Polizei wegen mehrerer kleiner Delikte bekannt: Es habe drei Verfahren in Münster und eines in Arnsberg (ebenfalls im Sauerland) in den Jahren 2015 und 2016 gegeben; sie seien alle eingestellt worden, sagte die Leitende Oberstaatsanwältin von Münster, Elke Adomeit, bei denen es etwa um Sachbeschädigung, gefährliche Drohung, Fahrerflucht nach einem Verkehrsunfall und Betrug gegangen sei.
„Auf den ersten Blick haben wir hier keine Anhaltspunkte auf eine stärkere kriminelle Intensität, die wir bei dem Täter feststellen konnten“, sagte Adomeit.
Nach Informationen deutscher Medien war der Täter womöglich psychisch labil. Die Ermittler gehen davon aus, „dass die Motive und Ursachen in dem Täter selbst liegen“. Was genau sie damit meinen, war zunächst unklar. In dem Campingbus fanden Polizisten die Waffe, mit der der Mann sich erschossen hatte, dazu eine Schreckschusspistole und Feuerwerkskörper. In seiner Wohnung fand die Polizei ein nicht brauchbares Kalaschnikow-Sturmgewehr.
Politisch-medialer Krach
Viele Menschen dürften nach der Tat an einen islamistischen Anschlag gedacht haben. Unter anderem deswegen gab es am Sonntag handfeste politisch-mediale Nachwehen: „Jetzt, da der Täter offenbar Deutscher war und keinen islamistischen Hintergrund hatte, sind manche von rechts außen geradezu enttäuscht“, twitterte etwa Grün-Politiker Cem Özdemir. AfD-Politikerin Beatrix von Storch löste Wirbel aus, weil sie getwittert hatte: „Ein Nachahmer islamischen Terrors schlägt zu. Und die Verharmlosungs- und ,Islam ist Vielfalt‘-Apologeten jubilieren.“ (ag.)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 09.04.2018)