Russland stellt Nato keine Riesen-Militärtransportflieger mehr bereit

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Eine Antonov-124-100Peter Bakema/www.gnu.org/licenses/old-licenses/fdl-1.2.html
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Russland stoppt die Bereitstellung des Großraum-Transportflugzeugs Antonow An-124 für die Streitkräfte der Nato.

Russland stoppt die Bereitstellung des Großraum-Transportflugzeugs Antonow 124 (Nato-Code: Condor) für die Streitkräfte der Nato: Der Vertrag mit zehn Nato-Ländern zum Einsatz des militärisch wichtigen Flugzeugs werde nach dem Auslaufen zum Jahresende nicht mehr verlängert, teilte der russische Konzern Wolga-Dnjepr am Mittwoch mit. Der Vertrag war seit 2006 bisher jedes Jahr verlängert worden.

Wolga-Dnjepr stellte den teilnehmenden Nato-Staaten bisher solche Maschinen zur Verfügung, weil die europäischen Nato-Länder derzeit nur über eingeschränkte Lufttransportkapazitäten verfügen. Auch die deutsche Bundeswehr setzt die Maschinen ein.

Die Bekanntgabe der Entscheidung von Wolga-Dnjepr fällt in eine Zeit wachsender Spannungen zwischen Russland und dem Westen. Der Wegfall der Maschine dürfte die Lufttransport-Fähigkeiten der Nato weiter einschränken. Angesichts der anhaltenden Probleme beim europäischen Transportflugzeug A400M spielt die Antonow 124 wegen ihres außergewöhnlich großen Ladevolumens eine wichtige Rolle.

"Fliegender Güterzug"

Die deutsche Bundeswehr bezeichnet die Antonow 124 auf ihrer Internetseite als "fliegenden Güterzug". Sie kann beispielsweise Panzer und Hubschrauber an Einsatzorte fliegen. Die deutsche Armee nutzte das Flugzeug etwa, um Kampfhubschrauber vom Typ Eurocopter "Tiger" zum Einsatz in den  westafrikanischen Krisenstaat Mali zu fliegen.

Es handelt sich um das nach Nutzlast größte und in Serie gebaute Transportflugzeug der Welt: In der Zivilversion haben 120 Tonnen, in der Militärversion 150 t Nutzlast Platz. Das nächstliegende Pendant, die amerikanische Lockheed C-5 "Galaxy", fasst etwa 122 t, eine Lockheed C-130 "Hercules" des Österreichischen Bundesheers etwa 20 Tonnen. Bisher wurden etwa 56 Stück gebaut.

Auch Frankreich setzte bisher stark auf die Transportkapazitäten der Antonow 124. Ein französischer Parlamentsbericht kam vor einem Jahr zu dem Schluss, dass die Streitkräfte des Landes beim Lufttransport eine "sehr starke Abhängigkeit" von russischen und ukrainischen Lieferanten aufwiesen.

Die Nato in Brüssel bestätigte, das die Bereitstellung der An-124 im kommenden Jahr nicht mehr fortgesetzt werde. Das Bündnis will nun mit den betroffenen Ländern über Alternativen beraten.

Ukrainischer Hersteller

Die bisherigen Bereitstellungen erfolgten im Rahmen des sogenannten "Salis"-Vertrags (Strategic Airlift Interim Solution). Daran beteiligt sind neben Deutschland und Frankreich unter anderen noch Belgien, Tschechien, Ungarn, Luxemburg, Norwegen, Polen, die Slowakei und Slowenien. Die Flugzeuge (zuletzt sechs) waren auf dem Flughafen Leipzig/Halle stationiert. 

Die Nato-Staaten bezogen solche riesigen Antonows allerdings nicht ausschließlich von dem russischen Unternehmen Wolga-Dnepr, sondern auch von der ukrainischen "Antonov Airlines". Und der Hersteller der Flugzeuge, "O. K. Antonov", befindet sich in Kiew.

(APA/DPA/wg)

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