Deutschland: 200 Migranten verhindern Abschiebung

Polizei in Baden-Württemberg (Symbolfoto)
Polizei in Baden-Württemberg (Symbolfoto)Imago/Eibner
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In Baden-Württemberg attackierten rund 200 Afrikaner Besatzungen dreier Streifenwagen, die einen Togolesen abholen wollten. Nach einem Ultimatum, den Mann freizulassen, gaben die Beamten auf und zogen sich zurück. Er soll untergetaucht sein. Migrantenhelfer äußern Verständnis für die Tat.

In der Kleinstadt Ellwangen (Baden-Württemberg) haben in der Nacht auf Montag rund 200 meist afrikanische Migranten mit Gewalt verhindert, dass Polizisten einenTogolesen in einer Migrantenunterkunft abholen und wie geplant abschieben konnten. Der Polizeieinsatz endete letztlich mit dem Rückzug der Polizei, weil keine Verstärkung kam.

Der gefährliche und beispiellose Vorfall wurde erst am Mittwoch in größerem Rahmen bekannt. Laut deutschen Medien waren drei Streifenwagen vor der Migrantenunterkunft vorgefahren. Die Beamten konnten den Mann noch aus dem Haus holen, doch binnen kurzer Zeit umringte ein wütender Mob die Autos, schlug auf sie ein und forderte die Freilassung des Togolesen. Ein Polizist wird in der "Bild" mit den Worten zitiert: "Sie waren so aggressiv und drohten uns immer deutlicher, sodass wir den Mann (...) zurücklassen und uns zur Wache zurückziehen mussten."

Die Beamten brachen den Einsatz also ab und ließen den Mann zurück, weil die Lage für die drei Streifenwagenbesatzungen ungeachtet ihrer Waffen zu gefährlich gewesen und kurz vor der Explosion gestanden sei. Zudem hätte es laut ihren Erzählungen Stunden gebraucht, bis Spezialeinheiten eintreffen konnten.

Polizeiwache wäre fast gestürmt worden

Vor der Wache allerdings tauchte gleich danach ein Mitarbeiter der privaten Securityfirma, die für das Migrantenheim verantwortlich ist, auf, und überbrachte eine Botschaft der Afrikaner: Die Polizisten müssten binnen zwei Minuten den Schlüssel für die Handschellen des (noch gefesselten) Mannes aus Togo, einer deutschen Ex-Kolonie, herausrücken – sonst würde die Polizeistation gestürmt. Die Polizisten händigten darauf den Schlüssel tatsächlich aus.

Der Togolese, dessen Alter mit 23 Jahren angegeben wird, soll nun untergetaucht sein. Wie mit jenen Migranten verfahren wird, die ihn freigepresst haben, war vorerst nicht bekannt. In Deutschland ist bereits eine Diskussion entbrannt über den Vorfall, und ob sich die Republik nicht zu viel von angeblich schutzsuchenden Fremden gefallen lasse.

Migrantenhelfer bringen "Verständnis dafür auf"

Von Seiten lokaler Migrantenhelfer in Ellwangen hieß es indes beschwichtigend, der Vorfall sei zwar zu verurteilen. Pater Reinhold Baumann vom „Freundeskreis Asyl Ellwangen" sagte aber zu FOCUS Online, ihn wundere nicht, dass die Stimmung eskaliere, weil die meisten wüssten, dass sie keine Bleibeperspektive hätten. "Da gehen manchen von ihnen schon mal die Nerven durch." Und: Angesichts der Situation bringe der katholische Geistliche „ein gewisses Verständnis dafür auf".

(APA/dpa/red.)

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