Donbass: Zivile Infrastruktur unter Beschuss

Herumliegende Munition ist ein wachsendes Problem im ostukrainischen Kriegsgebiet.
Herumliegende Munition ist ein wachsendes Problem im ostukrainischen Kriegsgebiet.(c) REUTERS (Valentyn Ogirenko)
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Schüler stirbt bei Explosion von mitgeführter Granate.

Moskau/Kiew. Herumliegende Munition ist ein wachsendes Problem im ostukrainischen Kriegsgebiet. Das illustriert ein tragischer Vorfall diese Woche. Am Dienstag kam es zu einer Explosion in einem Bus in der von Separatisten kontrollierten Stadt Debalzewe. Ein Schüler der Schule Nummer Fünf hatte eine Handgranate in seinem Rucksack mitgeführt. Sie detonierte. Ein 14-Jähriger starb, drei Jugendliche im Alter von 14 bis 16 Jahren wurden verletzt.

Tragödien dieser Art gehören beinahe zum Alltag in dem seit mehr als vier Jahren währenden ungelösten Konflikt im Industriegebiet Donbass. Das Büro des Hohen Kommissars der Vereinten Nationen für Menschenrechte OHCHR notierte im April 13 getötete Zivilisten und 33 Verwundete – ein 142 prozentiger Anstieg im Vergleich zum Vormonat. Ein Drittel der Fälle geht auf das Konto von Minen, Sprengfallen und Kampfmittelrückständen.

Doch auch die Gefechte haben sich im Frühling wieder intensiviert – vor allem rund um die von den Separatisten kontrollierte Industriestadt Horliwka. Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz berichtet von drei getöteten Zivilisten und 13 Verletzten in den letzten Tagen. Zudem seien zwei Schulen beschossen worden.

Kampf um Trinkwasser

Die Kampfhandlungen haben unmittelbare Folgen für lebensnotwendige zivile Infrastruktur: Der Betrieb der Donezker Wasserfiltrierungsanlage, die rund 300.000 Menschen auf beiden Seiten mit Trinkwasser versorgt, ist immer wieder unterbrochen. In ihrer unmittelbaren Umgebung verläuft die Front, hier stehen einander die Kriegsparteien in einem Abstand von nur 200 bis 300 Metern gegenüber. Alexander Hug, Chefbeobachter der OSZE-Mission, rief beide Seite zum Rückzug ihrer Waffen aus dem Gebiet auf. Und seine anfangs sehr vorsichtigen Aufrufe werden angesichts der zivilen Treffer immer drängender: „Beide Seite behaupten, sie reagierten nur; keine der Seiten weiß, wer begonnen hat. Das ist ein sinnloser Gewaltkreislauf.“ (som)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.05.2018)

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