Nordkorea zerstörte Tunnel auf seinem Atomtestgelände

Nordkoreas Machthaber Kim Jong-un
Nordkoreas Machthaber Kim Jong-un
  • Drucken

Der Schritt gilt als Zeichen der Deeskalation kurze Zeit vor dem geplanten Gipfel zwischen Trump und Kim Jong-un.

Knapp drei Wochen vor dem geplanten Gipfeltreffen mit den USA hat Nordkorea Tunnel auf dem Atomtestgelände Punggye-ri gesprengt und unbrauchbar gemacht. Damit habe die Regierung in Pjöngjang am Donnerstag gegebene Versprechen zum Abbau der Spannungen auf der koreanischen Halbinsel eingelöst, berichteten südkoreanische Medien.

Der US-Sender CBS berichtete am Donnerstag, einer seiner Korrespondenten sei vor Ort Zeuge mehrerer großer Explosionen gewesen. Nordkorea habe mitgeteilt, dass die Anlage im Nordosten des Landes zerstört worden sei.

"Es gab eine riesige Explosion", berichtete Tom Cheshire vom Sender Sky News. Die südkoreanische Nachrichtenagentur Yonhap meldete, es habe über den Tag hinweg eine ganze Reihe von Explosionen gegeben.

Die Schließung des in einer Bergregion liegenden Testkomplexes ist ein symbolischer Schritt, mit dem das abgeschottete Land vor der Welt seine Bereitschaft zur Denuklearisierung demonstrieren will.

Auch südkoreanische Reporter berichteten über die Sprengungen. Demnach sei ein erster Tunnel in dem in einer abgelegenen Bergregion gelegenen Testgelände am Vormittag (Ortszeit) gesprengt worden, meldete die südkoreanische Nachrichtenagentur Yonhap unter Berufung auf gemeinsame Berichte von Journalisten vor Ort. Zwei weitere Tunnel sowie Unterkünfte und andere Einrichtungen seien am frühen Nachmittag ebenfalls gesprengt worden.

Ausländische Journalisten als Zeugen

Nordkorea hatte die Zerstörung des Testgeländes vorher angekündigt und Journalisten aus den USA, Südkorea, Großbritannien, China und Russland dorthin gebracht, damit diese die Aktion bezeugen könnten. Dagegen waren den Berichten zufolge keine Experten dort, die das Ausmaß der Demontage fachmännisch ermessen können.

In Punggye-ri im Nordosten des Landes hatte Nordkorea seine sechs Atomtests durchgeführt, den bisher letzten und zugleich stärksten im September des vergangenen Jahres. Der UNO-Sicherheitsrat warf daraufhin der Führung in Pjöngjang einen erneuten Verstoß gegen Resolutionen des Gremiums vor und verschärfte die Sanktionen gegen das Land.

Nordkoreas Machthaber Kim Jong-un und US-Präsident Donald Trump wollen sich am 12. Juni in Singapur treffen, um über eine friedliche Lösung des langjährigen Streits um das nordkoreanische Atomprogramm zu verhandeln. Bei dem geplanten Treffen will Trump Nordkorea zum Verzicht auf Atomwaffen bewegen. Im Gegenzug haben die USA ein Ende der internationalen Sanktionen in Aussicht gestellt. Zuletzt hatte sich allerdings Trump skeptisch gezeigt, ob das Gipfeltreffen tatsächlich zustande kommt.

"Geste des guten Willens"

Als Zeichen der Bereitschaft zu einer Deeskalation hatte Pjöngjang die Zerstörung des Atomtestgeländes für diese Woche angekündigt. Pjöngjang hatte die Zerstörung als eine Geste des guten Willens bezeichnet.

Am Donnerstag hatte die nordkoreanische Führung jedoch Äußerungen von US-Vizepräsident Mike Pence als "ignorant und dumm" bezeichnet und darüber hinaus mit der Absage des historischen Gipfeltreffens gedroht. Die international isolierte Führung in Pjöngjang reagierte vor allem empfindlich auf Vergleiche des eigenen Landes mit Libyen. Pence sagte in einem TV-Interview am Montag in Anspielung auf Äußerungen Trumps, die Situation in Nordkorea werde "wie das Libyen-Modell enden, falls Kim Jong-un keinen Deal macht".

Libyen hatte vor 15 Jahren erklärt, seine Massenvernichtungswaffen im Gegenzug für die Aufhebung von Sanktionen zerstören zu wollen. Langzeitmachthaber Muammar al-Gaddafi wurde im Oktober 2011 von Aufständischen getötet; die westlichen Atommächte unterstützten damals die Rebellen.

(APA/AFP)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Außenpolitik

Nordkorea: Krisendiplomatie beim Steak-Dinner

US-Außenminister Mike Pompeo empfängt den ranghohen nordkoreanischen Unterhändler Kim in Washington. Es geht um die Vorbereitungen für ein mögliches Treffen zwischen Donald Trump und Kim Jong-un.
Ob er nun stattfindet oder nicht: Die Gedenkmünze des Gipfels zwischen Donald Trump und Kim Jong-un ist bereits geprägt.
Außenpolitik

Die Zickzackpolitik des Donald Trump

Selten hat die Welt der Diplomatie mehr Wankelmut gesehen wie im Umgang des US-Präsidenten mit dem nordkoreanischen Diktator. Die Gründe dafür sind vielfältig. Eine Analyse.
Oft im Bild mit Kim Jong-un (re.): General Kim Yong-chol, der in den USA erwartet wird.
Außenpolitik

Ranghoher nordkoreanischer General soll nach New York reisen

Kim Yong-chol gilt seit langem als rechte Hand von Nordkoreas Machthaber Kim Jong-un. Während US-Unterhändler in Korea den Gipfel vorbereiten, ist er laut Medien auf dem Weg in die USA.
SINGAPORE-NKOREA-US-SKOREA-DIPLOMACY-NUCLEAR
Home

Nordkorea-Gipfel in Singapur: Die Berater sind schon da

Kims Stabschef soll in der Nacht nach Singapur geflogen sein, meldet ein japanischer Sender. Auch eine US-Delegation sei schon dorthin aufgebrochen.
Diktator Kim Jong-Un will nicht sofort seine Atomwaffen abgeben.
Außenpolitik

David Shear: "Trump und Kim haben Gipfel zu schnell geplant"

Der frühere US-Diplomat David Shear plädiert für eine Verschiebung des Nordkorea-Treffens, die Differenzen seien zu groß.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.