Taliban in Afghanistan rufen dreitägige Feuerpause aus

Es gibt Hoffnung, dass es in dem seit Jahren von Krieg und Zerstörung geschundenen Afghanistan Fortschritte hin zum Frieden geben könnte.

In Afghanistan haben nach der Regierung auch die radikalislamischen Taliban eine Feuerpause zum Ende des Fastenmonats Ramadan ausgerufen. Der überraschende Schritt nährte die Hoffnung, dass es in dem seit Jahren von Krieg und Zerstörung geschundenen Land Fortschritte hin zum Frieden geben könnte. Ausländische Truppen seien von der Feuerpause ausgeschlossen, der Kampf gegen sie gehe weiter, teilten die Taliban am Samstag in einer Stellungnahme mit. Sie würden sich auch gegen jeden Angriff verteidigen. "Mitglieder der Taliban sollten nicht an öffentlichen Versammlungen während des Eid-Festes teilnehmen, denn der Feind könnte uns ins Visier nehmen."

Eid al-Fitr ist das Fest des Fastenbrechens am Ende des Ramadans. Entscheidend für den Beginn ist, wann sich der Mond zuerst zeigt. Daher war nicht klar, wann genau die Waffen ruhen sollten. In afghanischen Kalendern ist der 15. Juni als Ende des Ramadans vermerkt. Eid al-Fitr ist das wichtigste Fest für Muslime, bei dem sich die Familien zum Mahl versammeln. In Afghanistan besuchen die Menschen auch die Gräber ihrer getöteten Angehörigen. In der Vergangenheit hatten Taliban häufig während des Festes Menschenmengen angegriffen.

Dass die Extremisten nun zum Ende des Ramadans eine Feuerpause verkündeten, kommentierte die Regierung in Kabul zunächst nicht. Doch der afghanische Botschafter im Nachbarland Pakistan äußerte die Hoffnung, die Waffenruhe könne anhalten. Er hoffe, dass die Freude darüber, dass zum Eid-Fest kein afghanisches Blut vergossen werde, so groß sei, dass auch der Rest des Jahres zum afghanischen Eid-Fest erklärt werde.

Skepsis äußerte dagegen ein europäischer Diplomat gegenüber Reuters. In wenigen Tagen werde die Einigkeit der Taliban auf die Probe gestellt. "Wenn die verschiedenen Gruppen sich nicht an die Feuerpause halten, dann werden die Angriffe weitergehen."

Der afghanische Präsident Aschraf Ghani hatte am Donnerstag verkündet, die Feuerpause der Regierungstruppen währe bis zum 20. Juni. Sie solle ohne Vorbedingung für die Taliban gelten, nicht aber für andere militante Gruppen wie die Extremistenmiliz Islamischer Staat. Ghani traf seine Entscheidung nach einem Treffen mit islamischen Geistlichen, die eine Waffenruhe mit den Taliban empfohlen und Selbstmordanschläge wie die des IS verurteilt hatten. Bereits im Februar hatte der Präsident den Taliban angeboten, sie als legitime politische Gruppe in einem Prozess anzuerkennen, der zu Gesprächen und zum Frieden nach 16 Jahren des Krieges führen könnte. Die Taliban hatten 2001 nach erbitterten Kämpfen ihre Herrschaft verloren. Seither versuchen sie gewaltsam, das strikte islamische Recht wiederherzustellen. 

(Reuters)

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