Der US-Präsident kritisiert auf Twitter die niedrigen Verteidigungsausgaben der Nato-Staaten - und setzt seine Untergriffe gegen den kanadischen Premierminister fort.
Nach dem Eklat beim G7-Gipfel hat US-Präsident Donald Trump im Handelsstreit mit scharfer Kritik an Deutschland und anderen verbündeten Staaten nachgelegt. Er kombinierte am Montag auf Twitter seine Vorwürfe mit Schelte wegen zu niedriger Verteidigungsausgaben: Die Vereinigten Staaten trügen nahezu die gesamten Kosten der Nato und schützten damit "viele der Länder, die die USA im Handel abzocken und lachen", schrieb er.
"Wir können leider nicht mehr zulassen, dass unsere Freunde oder unsere Feinde uns beim Handel ausnutzen." An erster Stelle müsse der amerikanische Arbeiter stehen.
Die EU erwirtschafte einen Überschuss von 151 Milliarden Dollar und solle deutlich mehr für das Militär ausgeben, forderte Trump. Deutschland bringe ein Prozent Bruttoinlandsprodukts (BIP) für die Nato auf, während es bei den USA vier Prozent eines viel höheren BIP seien. "Glaubt irgendjemand, dass das Sinn ergibt?" Trump hat wiederholt die deutschen Verteidigungsausgaben als zu niedrig kritisiert.
Deutschland gibt gegenwärtig 1,2 Prozent des BIP für Verteidigung aus. Bundeskanzlerin Angela Merkel hat angekündigt, die Quote bis 2025 auf 1,5 Prozent steigern zu wollen. Nach Angaben der Weltbank gaben die USA 2016 ihrerseits 3,3 Prozent des BIP für Verteidigung aus. Die Nato-Staaten hatten 2014 vereinbart, dass die Verteidigungsausgaben bis 2024 in Richtung zwei Prozent im Vergleich zur Wirtschaftsleistung steigen sollen.
Altmaier: "Eklat hat uns zusammengeschweißt"
Gleichzeitig setzte Trump seine persönlichen Untergriffe auf den kanadischen Premierminister Justin Trudeau fort. Er warf Trudeau vor, im Handelsstreit mit den USA ein Simulant zu sein. "Justin simuliert, wenn er zur Rede gestellt wird", twitterte Trump mit Blick auf die angebliche "Prahlerei" Kanadas in Handelsfragen. Kanada selbst behaupte, einen Handelsbilanzüberschuss von fast 100 Milliarden Dollar mit den USA zu haben, schrieb Trump, ohne weitere Belege anzuführen.
Der deutsche Wirtschaftsminister Peter Altmaier erklärte am Montag, Deutschland setzte bei der Handelspolitik weiter auf Gespräche mit den USA. Wichtig sei, dass die Europäer weiter geschlossen agierten. "Der Eklat beim G-7-Gipfel in Kanada hat die EU stärker zusammengeschweißt", meinte er.
Trump hatte am Samstag für einen Eklat gesorgt, als er über Twitter der zuvor mühsam ausgehandelten Abschlusserklärung zum Gipfeltreffen der G-7-Staaten in Kanada seine Unterstützung entzog. Trump begründete seine Volte damit, dass Kanada weiter Gegenzölle auf die von ihm verhängten Strafzölle auf Stahl und Aluminium plant. Zudem griff er Trudeau persönlich an. Seine Berater machten Trudeau zudem für das Gipfel-Fiasko verantwortlich. Trump ist inzwischen in Singapur, wo er am Dienstag den nordkoreanischen Machthaber Kim Jong-un treffen will.
(APA/AFP)