Bischof Marx an CSU: "Nationalist sein und katholisch sein, das geht nicht"

Reinhard Marx ist Erzbischof von München und gilt als Vertreter des liberalen Flügels der katholischen Kirche.
Reinhard Marx ist Erzbischof von München und gilt als Vertreter des liberalen Flügels der katholischen Kirche.imago/epd
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Der Münchner Erzbischof Reinhard Marx hat deutliche Worte für den rechtskurs der bayrischen CSU. Das "C" im Namen bringe Verpflichtungen mit sich.

Der Münchner Erzbischof Reinhard Marx hat als führender Repräsentant der katholischen Kirche in Deutschland den Rechtskurs der CSU drei Monate vor der Landtagswahl in Bayern scharf kritisiert. "Zu meinen, wir wandern am besten alle nach rechts, weil der Zeitgeist nach rechts wandert - das halte ich für eine falsche Einschätzung einer sehr komplexen Lage", sagte Marx der Wochenzeitung "Die Zeit".

"Eine Partei, die sich für das C im Namen entschieden hat, geht eine Verpflichtung ein", mahnte der Kardinal und Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz in einem am Mittwoch im Voraus veröffentlichten Interview der Wochenzeitung "Die Zeit". Diese Verpflichtung, wie sie die Christlich-Soziale Union übernommen habe, gelte besonders gegenüber Armen und Schwachen wie etwa Flüchtlingen. "Nationalist sein und katholisch sein, das geht nicht." 

Stammwähler der CSU

In Bayern, wo etwa die Hälfte der Bevölkerung der katholischen Kirche und rund 18 Prozent der evangelischen Kirche angehören, zählen vor allem Katholiken zur Stammwählerschaft der CSU. Die CSU bangt um ihre absolute Mehrheit bei der Landtagswahl am 14. Oktober und bemüht sich verstärkt um Wähler, die zur rechtspopulistischen AfD gewechselt sind.

Marx hat in der Vergangenheit auch die AfD kritisiert. Christen müssten eine rote Linie aufzeigen, etwa wenn es um Ausländerfeindlichkeit gehe, hatte der Bischof gesagt.

Die bayerische AfD sorgte jüngst für Aufsehen, weil sie ein Ende der finanziellen Verflechtungen von Staat und Kirche fordert. Die Partei beruft sich auf eine Bestimmung des Grundgesetzes, wonach die historisch entstandenen regelmäßigen Zahlungen des Staates an die Kirchen durch einmalige Entschädigungen abgelöst werden sollen. Diese Vorgabe, die schon in der deutschen Verfassung von 1919 stand, wurde bisher nicht umgesetzt. Dies wurde bereits früher von FDP, Linkspartei und sogar von Kirchenvertretern bemängelt.

Auf christliche CSU-Anhänger zielte ein Erlass von Ministerpräsident Markus Söder, im Eingangsraum jeder Behörde ein Kreuz aufzuhängen - als "Symbol der kulturellen Identität christlich-abendländischer Prägung". Marx hatte dies scharf kritisiert und erklärt, damit werde das christliche Kreuz im Namen des Staates enteignet. Marx gilt als liberaler Vertreter der katholischen Kirche und ist deshalb selbst umstritten.

(APA/Reuters)

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