"Feinde des Volkes": Trumps Streit mit "New York Times" eskaliert nach Treffen

Trump und Enkelin Arabella landen mit der Air Force One auf Joint Base Andrews in Maryland.
Trump und Enkelin Arabella landen mit der Air Force One auf Joint Base Andrews in Maryland.REUTERS
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Ein vertrauliches Treffen zwischen NYT-Chef Sulzberger und US-Präsident Trump wird von beiden nun in der Öffentlichkeit breitgetreten - beide werfen einander vor, Menschenleben zu gefährden.

Ein als vertraulich deklariertes Treffen hat zu einem öffentlichen Schlagabtausch zwischen US-Präsident Donald Trump und dem Verleger der "NewYorkTimes" geführt. Trump berichtete am Sonntag in einem Tweet von der Unterredung im Weißen Haus und bezeichnete die Medien erneut als "Feinde des Volkes".

Zeitungsverleger A. G. Sulzberger erklärte daraufhin, er habe Trump in dem Gespräch direkt für dessen verbale Ausfälle kritisiert. Trump legte dann mit einer neuen Tirade nach.

Nach Sulzbergers Darstellung verlief die Unterredung konfrontativ. "Ich habe dem Präsidenten direkt gesagt, dass ich seine Sprache nicht nur als spalterisch empfinde, sondern auch mehr und mehr als gefährlich", erklärte Sulzberger in einer Stellungnahme auf der Internetseite seiner Zeitung. "Ich habe ihn gewarnt, dass diese hetzerische Sprache zu einem Anstieg der Drohungen gegen Journalisten beiträgt und zu Gewalt führen wird."

Er halte Trumps pauschale Attacken auf die Medien für "gefährlich und schädlich für unser Land" und habe ihn inständig gebeten, sein Verhalten zu überdenken, schrieb Sulzberger. Er habe Trump gewarnt, dass dies "Menschenleben aufs Spiel setzt".

Nach Sulzbergers Angaben fand das Treffen am 20. Juli auf Initiative des Weißen Hauses statt. Solche Treffen zum gegenseitigen Kennenlernen sind nicht unüblich. Sulzberger nahm Trumps Einladung nach eigenen Angaben nur an, um ihn davor zu warnen, durch ständige Angriffe auf die Medien eine gefährliche Situation heraufzubeschwören.

Vertraulichkeit endete auf Twitter

Eigentlich sei Vertraulichkeit über den Inhalt vereinbart worden, erklärte Sulzberger. Da der Präsident aber in einer Twitter-Botschaft über das Treffen berichtete, fühle er sich seinerseits nicht mehr an die Vertraulichkeit gebunden und wolle seine Sicht des Verlaufs darlegen, schrieb der Verleger.

Trump hatte die Öffentlichkeit am Sonntag in der Früh (Ortszeit) in einer Twitter-Botschaft von dem Treffen mit Sulzberger unterrichtet. Dieses sei "sehr gut und interessant" gewesen. In seinem Tweet schrieb Trump außerdem: "Wir haben lange über die große Menge von 'Fake News' geredet, die von den Medien verbreitet werden, und darüber, wie sich daraus der Begriff 'Feinde des Volks' entwickelt hat. Traurig!" Sulzbergers Kritik erwähnte Trump nicht.

Die öffentliche Erwiderung des Verlegers ließ Trump dann nicht lange auf sich sitzen und legte mit mehreren Twitter-Botschaften nach. Er beklagte sich, dass die "angeschlagene NewYorkTimes nichts als schlechte Geschichten selbst über sehr positive Entwicklungen" schreibe. "Ich werde es nicht zulassen, dass unser Land von Trump-Hassern in der sterbenden Zeitungsbranche ausverkauft wird", fügte Trump hinzu.

Medien "setzen das Leben vieler Menschen aufs Spiel"

Offenbar in direkter Anspielung auf Sulzbergers Warnung warf Trump den Medien vor, durch die Veröffentlichung interner Regierungsinformationen "das Leben vieler Menschen - nicht nur von Journalisten - aufs Spiel setzen".

Der 37-jährige Sulzberger hatte am 1. Jänner die Führung des NewYorker Traditionsblatts von seinem Vater übernommen. Trump twitterte damals, dies sei die "letzte Chance" der Zeitung, sich als unvoreingenommen zu beweisen. Seitdem hat die "NYT" kritisch über private und politische Angelegenheiten des US-Präsidenten berichtet - und dieser die Zeitung wiederum mehrmals als "sehr unehrlich" und "konkursverdächtig und korrupt" bezeichnete.

Auch mit zahlreichen weiteren US-Medien steht Trump auf Kriegsfuß. Erst vor wenigen Tagen untersagte das Weiße Haus einer Journalistin des Senders CNN die Teilnahme an der Pressekonferenz mit EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker. Grund seien "unangemessene" Fragen gewesen, die sie bei einer anderen Pressekonferenz früher am Tag gestellt habe.

>> Statement von Sulzberger im Wortlaut

(APA/AFP)

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