Tumulte bei Anhörung von Trumps Höchstrichter-Kandidat

Eine Demonstrantin wird aus dem Anhörungssaal geführt.
Eine Demonstrantin wird aus dem Anhörungssaal geführt.REUTERS
  • Drucken

Republikaner wollen den konservativen Kandidaten Kavanaugh noch vor der Zwischenwahl in den Supreme Court bringen. Seine Haltung zur Abtreibung wird besonders kritisch beäugt.

Unter dem Protest der oppositionellen Demokraten hat am Dienstag in Washington die Anhörung des von Donald Trump nominierten Supreme-Court-Richters Brett Kavanaugh begonnen. Kavanaugh ist ein sehr konservativer Jurist, der das höchste und in letzter Instanz für viele politische und gesellschaftliche Fragen verantwortliche US-Gericht auf Jahrzehnte hinaus nach rechts rücken würde.

Richter in dem neunköpfigen Gremium werden auf Lebenszeit ernannt. Kavanaughs Nominierung ist nach Neil Gorsuch die zweite in der Amtszeit von Präsident Trump. "Er wird die entscheidende Stimme für einige der wichtigsten Themen unserer Zeit sein", sagte die demokratische Senatorin Dianne Feinstein. Mehr als 90 Prozent der von Kavanaugh bisher verfassten Dokumente seien nicht zugänglich, kritisierte sie. Die Demokraten hielten eine symbolische Mahnwache vor dem Gerichtsgebäude und verlangten bei der Anhörung vor einem Senatsausschuss eine Aufschiebung - allerdings ohne Erfolg.

Im Saal der Anhörung wurden mindestens 22 Menschen nach teils lautstarken Portesten wegen Ruhestörung vorläufig in Gewahrsam genommen. Dabei handelte es sich vorwiegend um Frauen, die Kavanaughs konservative Haltung zum Abtreibungsrecht kritisierten. Im Vorfeld hatte der Richter, der bisher am Bundes-Berufungsgericht in der Hauptstadt Washington tätig war, allerdings deutlich gemacht, dass er eine Grundsatzentscheidung zum Abtreibungsrecht aus dem Jahr 1973 für geltendes Recht halte.

Richter Kavanaugh bei der Anhörung in Washington.
Richter Kavanaugh bei der Anhörung in Washington.APA/AFP/SAUL LOEB

Kritik hagelte es auch an der Einstellung Kavanaughs etwa zur Wahlkampffinanzierung oder zum Waffenrecht. Hier gilt er wie der ebenfalls von Trump berufene Neil Gorsuch als Verfechter einer wörtlichen Auslegung der US-Verfassung. Im zweiten Verfassungszusatz hatten die Väter der Verfassung ein Recht auf Selbstverteidigung manifestiert, das allerdings nach Meinung von Kritikern einer modernen Interpretation nicht mehr in vollem Maße standhalten würde.

Die Demokraten kritisierten vor allem, dass ihnen wichtige Dokumente zur Beurteilung der beruflichen Vergangenheit Kavanaughs gar nicht oder nur sehr spät zugegangen sind. Den Senatoren waren nur zwölf Stunden vor Beginn der Anhörung noch 42.000 Seiten Material zugänglich gemacht worden, das sich unter anderem mit Kavanaughs Arbeit als Mitglied der Administration von Präsident George W. Bush beschäftigte.

Die Demokraten befürchten, dass der Jurist den Supreme Court dahingehend beeinflussen könnte, dass er eine mögliche strafrechtliche Verfolgung Donald Trumps aus verfassungsrechtlichen Gründen verhindert. Trump hatte erst am Montag mit neuen Tweets Öl ins Feuer gegossen, in denen er die Arbeit von Justizminister Jeff Sessions ein weiteres Mal kritisierte.

Sessions Justizministerium hatte zwei republikanische Kongressabgeordnete wegen Finanzkriminalität angeklagt. Die beiden Abgeordneten Duncan Hunter und Chris Collins, denen unter anderem Bereicherung aus Wahlkampfkassen vorgeworfen wird, hatten zu den ersten gehört, die sich im Wahlkampf 2016 hinter Donald Trump gestellt hatten.

Der Präsident befürchtet nun, dass wegen der Vorwürfe und der geringen verbleibenden Zeit bis zu den Parlamentswahlen im November zwei wichtige Sitze für die Republikaner im Abgeordnetenhaus verloren gehen könnten. Kritiker sehen in den Tweets eine unzulässige Einmischung des Präsidenten in die Arbeit der Justiz. Für Trump ist die Parlamentswahl entscheidend - sollten die Demokraten die Mehrheit im Abgeordnetenhaus gewinnen, könnte ihm ein Amtsenthebungsverfahren drohen, zumindest aber eine deutliche Erschwerung seiner Regierungsarbeit.

(APA/AFP)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Außenpolitik

Vergewaltigungs-Affäre: Mutmaßliches Opfer will gegen US-Höchstrichterkandidat aussagen

Die Professorin Ford hat sich laut Medienberichten vor dem US-Senat zu einer Aussage gegen Trumps Supreme-Court-Kandidaten Kavanaugh bereit erklärt. Er soll vor Jahrzehnten versucht haben, sie zu vergewaltigen.
Außenpolitik

Ronald Reagans Tochter offenbart Vergewaltigungserfahrung

"Ich war angewidert von mir selbst." Patti Davis, die Tochter des Ex-US-Präsidenten, erschüttert inmitten der Debatte um einen Supreme-Court-Anwärter mit einem Bericht.
Solidarisierung mit Christine Blasey Ford
Außenpolitik

#WhyIDidntReport - Trump löst neue Protestwelle aus

Die Psychologie-Professorin Christine Blasey Ford wirft Richter Brett Kavanaugh Nötigung vor. Der US-Präsident halt an dessen Nominierung zum Höchstrichter fest - und löst damit eine Welle an (digitalen) Bekenntnissen und Kritiken aus.
Gegenwind für Präsident Trump: Die Bestätigung des von ihm nominierten Höchstrichters Brett Kavanaugh wackelt.
Außenpolitik

Das Drama um Trumps Höchstrichter

Ein Spektakel im Senat ist garantiert, wenn Brett Kavanaugh und die Professorin, die ihn der Nötigung beschuldigt, aussagen.
 US-Supreme-Court-Kandidaten Brett Kavanaugh
Außenpolitik

Übergriffs-Vorwurf gegen Trumps Höchstrichter: Mutmaßliches Opfer soll aussagen

Die 51-jährige Frau, die dem US-Supreme-Court-Kandidaten Brett Kavanaugh einen sexuellen Übergriff vor 36 Jahren vorwirft, muss noch heute bekannt geben, ob sie vor den Justizausschuss des US-Senats tritt.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.