Umbruch in Bayern: CSU stürzt ab, Absolute weg

Bavarian state election 2018
Bavarian state election 2018(c) REUTERS (Michael Dalder)
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Ticker-Nachlese Auch die SPD erlebt bei der Landtagswahl ein Debakel. Die Grünen feiern.

Ein politisches Erdbeben hat am Sonntag den Freistaat Bayern erschüttert. Die CSU verlor zum erst zweiten Mal in 56 Jahren die absolute Mehrheit. Sie stürzte in der jüngsten ARD-Hochrechnung von 47,7 Prozent (2013) auf 35,2 Prozent ab. Es ist das schlechteste Ergebnis der Christsozialen seit 1950. Ein Debakel erlitt auch die SPD, die im Bund mit der CSU regiert. Die Sozialdemokraten halbierten sich auf 9,8 Prozent. Sie rutschten auf Platz fünf ab.

Die CSU muss sich nun einen Koalitionspartner suchen. Derzeit würde sich ein Bündnis mit den "Freien Wählern" (11,5 Prozent) ausgehen. Das wäre auch die Wunschvariante. Zu den Alternativen zählt unter anderem ein Bündnis mit dem Wahlsieger und alten Erzrivalen: den Grünen. Die Partei von Katharina Schulze und Ludwig Hartmann holte 18,6 Prozent und Platz zwei. "Inhaltlich sind die Grünen aber weit entfernt", erklärte  Ministerpräsident Markus Söder.

Die AfD zog ohne Spitzenkandidaten, aber mit dem Flüchtlingsthema völlig mühelos in den Landtag ein und holte aus dem Stand 11 Prozent der Stimmen. Die FDP übersprang zumindest in den ersten Hochrechnungen die Fünf-Prozent-Hürde (5,1). Die Linkspartei verpasste indes den Einzug in den Landtag.

Das Beben in Bayern dürfte nun auch Berlin zittern lassen. Die Dauerkrise der Großen Koalition, der Streit der vergangenen Wochen, hat CSU und SPD in Bayern geschadet. Das räumte am Sonntag auch SPD-Chefin Andrea Nahles offen ein: Sie nannte  die "schlechte Performance" der Großen Koalition als einen Grund für den Absturz der Bayern-SPD.

Vor allem für CSU-Chef und Bundesinnenminister Horst Seehofer dürfte es nun eng werden.

(red.)

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