Hessen wählt: CDU und SPD droht das nächste Debakel

Hessens SPD-Spitzenkandidat Schäfer-Gümbel und Parteichefin Andrea Nahles hoffen auf deutlich mehr als 20 Prozent in Hessen
Hessens SPD-Spitzenkandidat Schäfer-Gümbel und Parteichefin Andrea Nahles hoffen auf deutlich mehr als 20 Prozent in Hessen(c) REUTERS (KAI PFAFFENBACH)
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Vor der Wahl am Sonntag stellt sich nur die Frage: Wie groß wird der Verlust der beiden Koalitionspartner in Hessen sein? Die Grünen stehen vor einem erneuten Höhenflug.

Bei der Landtagswahl am Sonntag in dem deutschen Bundesland Hessen drohen CDU und SPD einer weiteren Umfrage zufolge herbe Stimmenverluste. In einer von "Spiegel Online" und der "Hessischen Niedersächsischen Allgemeinen" am Donnerstag veröffentlichten Civey-Befragung kommt die CDU nur auf 27,9 Prozent, die SPD auf 22 Prozent.

Die Grünen können auf ein Rekordergebnis hoffen. In der Umfrage liegen sie bei 18,5 Prozent. Die AfD zieht demnach mit 13 Prozent erstmals in den hessischen Landtag ein. Die Linkspartei kommt in der Umfrage auf acht Prozent, die FDP auf 7,5 Prozent. Laut den Umfragewerten wäre eine Neuauflage der amtierenden schwarz-grünen Landesregierung nicht möglich. Eine Koalition aus CDU und SPD hätte nur eine knappe Mehrheit.

Mehrere Koalitionsvarianten denkbar

Rechnerisch möglich ist laut der Umfrage ein Jamaika-Bündnis aus CDU, Grünen und FDP. Es könnte auch knapp für ein rot-rot-grünes Bündnis oder eine Ampel-Koalition aus SPD, Grünen und FDP reichen.

Auch in anderen Umfragen in den vergangenen Tagen hatten CDU und SPD deutlich unter ihrem Ergebnis bei der Wahl vor fünf Jahren gelegen. Die Grünen lagen sogar bei rund 20 Prozent und in einer Befragung sogar knapp vor der SPD.

Für die Civey-Umfrage wurden vom 18. bis 24. Oktober 4467 Menschen online befragt. Der statistische Fehlerbereich liegt den Angaben zufolge bei 2,5 Prozent.

Für die Große Koalition steht viel auf dem Spiel

Auch wenn es eine regionale Wahl ist, für CDU und SPD könnte es eine schwere Zeit werden, sollten die Umfragen zutreffen.

Je nachdem, wie stark die für die CDU vorhergesagten Verluste ausfallen, wird Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) erneut unter Druck geraten. Besonders falls CDU-Ministerpräsident Volker Bouffier sein Amt verlieren sollte, könnte das früher oder später Merkels politisches Ende einläuten - und das der Große Koalition in Berlin. Erwartet wird jedoch eher, dass Bouffier sich etwa mittels einer Jamaika-Koalition an der Macht halten kann.

Etwaige CDU-Verluste werden aber den Parteitag der Christdemokraten im Dezember spannend machen. Schon jetzt wird darüber spekuliert, ob Merkel bei dem Delegiertentreffen ein ernstzunehmender Gegenkandidat oder gar die Abwahl drohen. Kommt die CDU mit einem blauen Auge davon, dürfte dies der Kanzlerin eine Atempause verschaffen.

Für die SPD hängt vieles davon ab, ob sie wegen des Höhenfluges der Grünen in Hessen auf Platz drei verwiesen werden. Und gerade weil Spitzenkandidat Thorsten Schäfer-Gümbel keine schlechte Figur macht, dürften etwaige SPD-Verluste Parteichefin Andrea Nahles angelastet werden. So könnte auch ihr Job zur Disposition stehen - wenn derzeit auch völlig unklar ist, wer an ihre Stelle treten könnte. Auf jeden Fall dürften nach einem erneuten SPD-Debakel die Rufe in der Partei nach einem Ausstieg aus der Berliner Koalition lauter werden. Allerdings müsste die SPD Neuwahlen fürchten.

SPD-Chefin Andrea Nahles hat davor gewarnt, der Landtagswahl in Hessen zu viel bundespolitische Bedeutung zuzuschreiben. "Ich sehe das nicht als Schicksalswahl für mich. Und auch nicht als Schicksalswahl insgesamt", sagte Nahles am Mittwoch im Hessischen Rundfunk. Zugleich äußerte sie Verständnis für diejenigen, die Veränderungen wollten. Allerdings müsse man "drüber reden, was da Sinn macht".

(APA/AFP)

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