Jemen: Houthis setzen Angriffe aus

Bewaffneter Houthi
Bewaffneter HouthiREUTERS
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Die Rebellen reagieren damit auf einen entsprechenden Aufruf der Vereinten Nationen. Die Houthis zeigten sich zudem bereit, einem umfassenderen Waffenstillstand zuzustimmen, sofern die von Saudi-Arabien angeführte Militärallianz den Frieden will.

Der internationale Druck auf die Bürgerkriegsparteien im Jemen zeigt zunehmend Wirkung. Die Houthi-Rebellen teilten am Montag mit, die Drohnen- und Raketenangriffe auf die Regierung sowie deren Verbündete Saudi-Arabien und Vereinigte Arabische Emirate zu stoppen.

Damit reagierten sie auf einen entsprechenden Aufruf der Vereinten Nationen (UN), wie es in einer Erklärung ihres Obersten Revolutionskomitees hieß. Die vom Iran unterstützten Houthis zeigten sich zudem bereit für einen umfassenderen Waffenstillstand, sollte die von Saudiarabien angeführte feindliche Militärallianz den Frieden wollen.

Die jemenitische Regierung hat am Montag daraufhin ihre Teilnahme an Friedensgesprächen mit den Houthi-Rebellen zugesagt. Es werde eine Delegation zu den Gesprächen nach Stockholm entsandt, teilte das Außenministerium mit. Dort soll eine politische Lösung für ein Ende des blutigen Konflikts gefunden werden.

Bürgerkrieg seit vier Jahren

Die saudische Militärallianz hatte zuletzt ihre Offensive auf die jemenitische Hafenstadt Hodeidah unterbrochen, die von Houthis kontrolliert wird und zum Brennpunkt der Kämpfe geworden ist. Über den Küstenort am Roten Meer läuft ein Großteil des Nachschubs für die Gebiete unter Houthi-Kontrolle im Norden des bitterarmen Landes. Eine Eroberung durch die arabische Koalition würde für die Houthis eine möglicherweise entscheidende Niederlage bedeuten.

Das Aussetzen eigener Raketen-und Drohnenangriffe sei ein Akt des guten Willens und nehme den Feinden jeden Vorwand, Friedensgespräche abzulehnen und ihre "Belagerung" des Jemens fortzusetzen, teilte Mohammed al-Houthi, Anführer des Revolutionskomitees der Rebellen, in der Nacht zum Montag auf Twitter mit.

Der Bürgerkrieg dauert bereits seit fast vier Jahren an. Truppen aufseiten des ins Exil geflohenen, aber international anerkannten Präsidenten Abed Rabbo Mansour Hadi kämpfen gegen die vom Iran unterstützten Houthi-Rebellen, die weite Teile des Nordens inklusive der Hauptstadt Sanaa kontrollieren. Seit 2015 bombardiert ein von Saudiarabien geführtes Bündnis Stellungen der Houthis aus der Luft, wobei bereits Tausende Zivilisten getötet wurden. Die Aufständischen hatten vor allem das benachbarte Saudiarabien immer wieder mit Raketen angegriffen.

Die Vereinten Nationen bezeichnen den Krieg im Jemen als schwerste humanitäre Krise der Gegenwart. Mehr als 10.000 Menschen kamen ums Leben, über zwei Millionen wurden vertrieben. Die UN warnen vor einer verheerenden Hungersnot in dem Land.

USA fordern Ende der Kämpfe

Die Ankündigung der Houthis kommt nur wenige Tage, nachdem UN-Vermittler Martin Griffiths vor dem UN-Sicherheitsrat in New York neue Friedensgespräche zwischen den Konfliktparteien angekündigt hatte. Diese sollten "in Kürze" stattfinden, sagte Griffiths, ohne ein Datum zu nennen. Außerdem hätten sich Regierung und Rebellen auf den Austausch von Gefangenen geeinigt. Erst im September waren politische Gespräche zwischen den Kontrahenten mangels Teilnahme der Rebellen gescheitert.

Die Rebellen feuerten in der Vergangenheit auch Raketen auf Ziele in Saudiarabien ab. Sie bezeichneten dies als Vergeltung für die zahlreichen Luftschläge der Militärallianz, durch die auch Schulen, Märkte und Krankenhäuser getroffen wurden.

Die saudiarabische Allianz im Jemen wurde von westlichen Staaten mit Waffenlieferungen und Geheimdienstinformationen unterstützt. Doch zuletzt forderten Verbündete wie die USA ein Ende der Kämpfe. Nach der Ermordung des regierungskritischen saudiarabischen Journalisten Jamal Khashoggi Anfang Oktober in Istanbul wächst der internationale Druck auf das Königreich.

Zuletzt bröckelte auch der Rückhalt der Rebellen unter ihren Anhängern. Vor gut einer Woche lief ihr ehemaliger Informationsminister Abdel-Salam Jaber zum Feind über und gab eine Pressekonferenz in Riad. Dort ließ er kein gutes Haar an den Aufständischen: "Die Milizen schicken im Namen der Religion Kinder in den Krieg", sagte Jaber. "Ihre letzten Tage" seien angebrochen.

(APA)

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