USA: Amerika für einen Moment in Trauer vereint

„Sully“, der Hund des verstorbenen ehemaligen US-Präsidenten George H. W. Bush, hält Wache bei dessen Sarg.
„Sully“, der Hund des verstorbenen ehemaligen US-Präsidenten George H. W. Bush, hält Wache bei dessen Sarg.(c) Jim Mcgrath/ Twitter
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Jahrelang tauschten George H. W. Bushs Familie und Donald Trump Feindseligkeiten aus. Nun wird der Amtsinhaber am Begräbnis teilnehmen, der frühere Präsident wollte das so.

New York. Eine tief gespaltene Nation ist nach dem Tod ihres 41. Präsidenten ein wenig näher zusammengerückt. Von allen Seiten, über alle politischen Trennlinien hinaus, kommen Trauer- und Respektbekundungen für George H. W. Bush, der auch posthum nochmals zeigt, aus welchem Holz er geschnitzt war. Ganz der Staatsmann, der stets hinter seiner Meinung stand und vor der Konfrontation nicht zurückschreckte, gleichzeitig aber auch wusste, wann es reicht und die Zeit für eine Versöhnung gekommen ist.

Der frühere Präsident, der Freitagnacht mit 94 Jahren in Houston gestorben ist, machte zu Lebzeiten kein Geheimnis daraus, was er von Donald Trump hält. 2011 nannte er ihn in einem viel beachteten Interview einen „Arsch“. 2016 verkündete er, bei den Präsidentschaftswahlen nicht für seinen republikanischen Parteikollegen zu stimmen. Der 41. Präsident der Vereinigten Staaten hätte kaum unterschiedlicher als der 45. sein können. Hier der Gentleman, der seinem Nachfolger Bill Clinton einen herzerwärmenden Brief hinterließ, in dem er ihm das Beste wünschte. Da der ewige Wahlkämpfer, der auch nach seinem Sieg seine einstige Kontrahentin Hillary Clinton gerne hinter Gittern sehen würde.

Und doch scheint George H. W. Bush durch seinen Tod etwas gelungen zu sein, was in den USA kaum jemand für möglich gehalten hätte. Zumindest ein Waffenstillstand, vielleicht sogar eine Versöhnung zwischen den verfeindeten Familienclans aus Texas und New York. Der Amtsinhaber solle jedenfalls an den Feierlichkeiten des von 1989 bis 1993 dienenden Präsidenten teilnehmen, hieß es aus dem Umfeld Bushs. Trump wiederum sagte umgehend zu und veröffentlichte noch in der Nacht von Bushs Tod ein Statement, in dem er den Ex-Präsidenten einen „wundervollen Mann“ nannte. Auch mit den Söhnen George W. und Jeb habe er gesprochen und ihnen sein „wärmstes Beileid“ ausgesprochen, sagte Trump.

Sogar die Börsen bleiben geschlossen

Die versöhnlichen Worte zwischen den Familien Bush und Trump stehen im Gegensatz zu den Animositäten nach dem Tod des langjährigen Senators John McCain im August. Auch McCain zählte zu den bittersten Feinden Trumps, seine Familie bestand darauf, dass der Präsident nicht an den Begräbnisfeierlichkeiten teilnimmt. Trump wiederum verärgerte viele Amerikaner, indem er auch nach dem Tod McCains kaum nette Worte fand und erst mit Verspätung ein Trauerstatement erließ. Diesmal, so das mehrheitliche Urteil, hat Trump den richtigen Ton getroffen.

Der Leichnam Bushs wurde am Montag von Texas nach Washington geflogen, wo er bis zum Staatsbegräbnis am Mittwoch im Kapitol aufgebahrt wird. Das Weiße Haus rief für die Wochenmitte Staatstrauer aus, auch die Aktienmärkte in weltgrößten Volkswirtschaft werden geschlossen bleiben. Nach den Feierlichkeiten wird der Sarg zurück nach Texas gebracht, wo der frühere Präsident schließlich am Donnerstag im Familiengrab bestattet wird. Dort liegen auch seine im April verstorbene Frau Barbara und seine Tochter Robin, die 1953 im Alter von drei Jahren an Leukämie gestorben war.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.12.2018)

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