Trumps Schwiegersohn als Stabschef?

Trump-Schwiegersohn Jared Kushner.
Trump-Schwiegersohn Jared Kushner.APA/AFP/NICHOLAS KAMM
  • Drucken

Nach dem Abgang John Kellys musste der US-Präsident mehrere Absagen für den Job als Stabschef hinnehmen. Ein Kandidat ist Jared Kushner, Ivanka Trumps Ehemann.

New York. Von Nepotismus halten die Amerikaner wenig. Viele große Firmen haben niedergeschrieben, dass wichtige Positionen nicht an Familienangehörige der Topmanager vergeben werden dürfen. Und mit der Tatsache, dass John F. Kennedy Anfang der 1960er-Jahre seinen Bruder Robert zum Justizminister ernannte, waren die Gesetzgeber gar nicht glücklich. Der Kongress erließ eine Regelung, wonach amtierende Präsidenten Verwandte in Zukunft in keine Ministerposten mehr hieven dürfen.

Nun überlegt Donald Trump offenbar, nach John Kellys Abgang seinen Schwiegersohn Jared Kushner zum neuen Stabschef zu bestellen. Verboten ist das nicht, weil es sich um kein Ministeramt handelt, sondern um eine Beraterfunktion im Weißen Haus. Das Justizministerium hat sich schon nach Trumps Amtsantritt damit beschäftigt, als dieser Kushner als Berater, der sich unter anderem um den Nahost-Friedensprozess kümmern soll, anheuerte. Auch Trumps Tochter und Kushners Ehefrau Ivanka arbeitet im Weißen Haus – unbezahlt wie Kushner.

Selbst wenn die Beförderung des Schwiegersohns rechtens wäre, ein Aufschrei der Opposition wäre garantiert. Schon jetzt beklagen viele Mitarbeiter im Weißen Haus die Rollen von Kushner und Ivanka Trump. Unter anderem soll sich der nun abgelöste Kelly darüber beschwert haben, dass die Angehörigen übliche Abläufe nicht einhalten und das Oval Office ohne Voranmeldung betreten. Das Protokoll sieht vor, dass der Stabschef den Zugang zum Präsidenten kontrolliert, doch Trump hält davon wenig. Der Viersternegeneral Kelly ist letztlich am unkonventionellen Arbeitsstil seines Chefs gescheitert.

Die Suche nach einem neuen Stabschef gestaltet sich schwierig. Zunächst erteilte Nick Ayers, Stabschef von Vizepräsident Mike Pence, Trump eine Abfuhr. Medienberichten zufolge sollen auch Finanzminister Steven Mnuchin, der Handelsdelegierte Robert Lighthizer sowie der Abgeordnete Mark Meadows abgelehnt haben. Es gebe „fünf großartige Kandidaten“, die er für den Job interviewe, sagte Trump. Dass Kushner einer davon ist, wollte er nicht bestätigen. Andere Optionen sind das republikanische Urgestein Newt Gingrich sowie David Bossie, Trumps früherer Vize-Wahlkampfmanager.

Für weiteres Ungemach sorgt indessen Michael Cohen, Trumps Ex-Anwalt. Er wirft seinem Ex-Boss vor, die Schweigegeldzahlungen an zwei Trump-Geliebte direkt angewiesen zu haben.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 15.12.2018)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.