Militäreinsatz gegen Migranten auf Frachter vor englischer Küste

Die Grande Tema
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Afrikaner hatten sich als blinde Passagiere auf ein italienisches Schiff mit Ziel England eingeschlichen. Dicht vor der Küste griffen sie die Besatzung an.

In der Mündung der Themse vor der Küste Südostenglands hat sich in der Nacht auf Samstag ein schwerer Zwischenfall auf einem italienischen Frachtschiff ereignet: Britische Spezialtruppen stürmten gegen Mitternacht den riesigen Containerfrachter, nachdem eine Gruppe blinder Passagiere aus Afrika die Crew mit Waffen angegriffen hatte - sie wollten Berichten britischer Medien zufolge erzwingen, dass der Kapitän das Schiff fernab eines Hafens so nahe an die Küste fährt, dass sie unbemerkt an Land schimmen könnten.

Der 236 Meter lange Frachter "Grande Tema" der italienischen Reederei Grimaldi Lines hatte demnach seit Ende November und etwa 10. Dezember mehrere Häfen in Afrika besucht, darunter Lagos (Nigeria), Cotonou (Benin), Abidjan (Elfenbeinküste) und Casablanca (Marokko). Vermutlich in Lagos gelangten mindestens vier blinde Passagiere an Bord. Das Schiff hatte Tilbury am Nordufer der Themsemündung zum Ziel. Vor einigen Tagen bereits sollen die vier Männer aus ihren Verstecken hervorgekommen sein, worauf man sie in einer Kabine unter Bewachung verwahrt habe. Am Freitagmorgen brachen sie demnach aus und begannen, die Besatzung mit Eisenstangen und anderen Gegenständen zu bedrohen, damit diese das Schiff vor die Küste bringe.

Vier gegen 27

Daraufhin - die Vorgänge waren am Samstagvormittag noch nicht eindeutig - schloss sich die Crew in der Brücke ein, alarmierte die Polizei und begann, einen Rundkurs in der Mündung der Themse zu fahren. Die Besatzung war laut BBC zwar 27 Mann stark, vor allem Italiener und Philipiner, wollte sich aber offenbar nicht mit den vier Männern anlegen, was für einigen Spott unter britischen Kommentatoren und Postern sorgte.

Erst 14 Stunden später traf ein Enterkommando bestehend aus 25 Mann der X Squadron der Elitetruppe Special Boat Service (SBS) ein, seilte sich von Hubschraubern ab und nahm die vier Afrikaner fest. Dabei wurde offenbar niemand verletzt. Die Anforderung des SBS sei von Premierministerin Theresa May angeordnet worden, heißt es.

Die britische Polizei gab vorerst an, die Sache nicht als Terrorismus, Piraterie oder Geiselnahme, sondern "bloß" als illegalen Einwanderungsversuch zu bewerten. Kommentatoren und Zeugen sprachen dennoch von "Piraterie", die man heute eigentlich am Horn von Afrika erwarten würde, aber nicht in der Themsemündung. Die Seefahrtsmedienplattform "Dover Strait Shipping" sprach am Freitag in ersten Meldungen von "Piraterie in der Themsemündung".

(Reuters/ag./red.)

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