Ausländer für das deutsche Heer? "Das ist nicht die Lösung"

Kay Nietfeld/Pool via Reuters
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Die Bundeswehr plagt ein Fachkräftemangel. Geht es nach dem Verteidigungsministerium könnten Italiener, Rumänen und Polen künftig aushelfen. Doch die Pläne stoßen auf Kritik.

Die deutsche Bundeswehr plagen Rekrutierungsprobleme. Sie prüft daher die Anwerbung von EU-Ausländern für spezielle Tätigkeiten. Etwa sei die Anwerbung von Ärzten oder IT-Spezialisten eine Option, sagte der Generalinspekteur der Bundeswehr, Eberhard Zorn, am Donnerstag. In Zeiten des Fachkräftemangels müsse die Bundeswehr in alle Richtungen blicken

Die internen Planspiele sind dem Bericht zufolge so weit fortgeschritten, dass die deutsche Bundesregierung bereits EU-Partner konsultiert hat. Das Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" berichtete aus einem vertraulichen Konzept des Ministeriums, wonach Ressortchefin Ursula von der Leyen vor allem Polen, Italiener und Rumänen anwerben will.

Unter jungen Männern aus diesen Ländern gebe es "ein quantitatives Potenzial" für die Bundeswehr. Demnach leben in Deutschland etwa 255.000 Polen, 185.000 Italiener und 155.000 Rumänen zwischen 18 und 40 Jahren. Könne man in dieser Gruppe bei zumindest zehn Prozent Interesse an der Bundeswehr wecken, wären dies rund 50.000 mögliche neue Bewerber, zitiert der "Spiegel" aus dem Papier.

Staaten reagieren zurückhaltend

Die meisten Staaten, insbesondere aus Osteuropa, reagierten aber zurückhaltend. Kritik kam etwa aus Polen. Der Armee-Dienst sei "eng verbunden mit der Nationalität", sagte Außenminister Jacek Czaputowicz dem "Spiegel". Auch im diplomatischen Dienst oder in der Polizei seien nur Staatsbürger erlaubt, das sei überall die Regel.

Aus der CDU gab es am Freitag ähnliche Vorbehalte. Der CDU-Verteidigungspolitiker Henning Otte sagte deutschen Zeitungen, in erster Linie würden deutsche Staatsbürger für die Bundeswehr benötigt. "Soldat ist kein Beruf wie jeder andere. Wenn wir Schwierigkeiten haben, Deutsche für den Dienst in der eigenen Truppe zu gewinnen, muss die Attraktivität der Bundeswehr weiter erhöht werden."

"Es mag Einzelfälle geben, in denen ein EU-Ausländer eine dringend benötigte Spezialfähigkeit sinnvoll in die Truppe einbringen kann", sagte der Bundestagsabgeordnete weiter. "Aber das ist keine Lösung für unser Personalproblem."

Österreicher verlieren Staatsbürgerschaft

Deutschland wäre nicht der erste EU-Staat, der seine Armee für Bürger anderer Unionsstaaten öffnet. In Belgien, Dänemark, Irland oder Luxemburg können EU-Bürger in die Armee aufgenommen werden, wobei es meist zusätzliche Erfordernisse wie Sprachkenntnisse oder einen längeren Aufenthalt im Land gibt. Österreicher verlieren beim Eintritt in einen fremden Militärdienst ihre Staatsbürgerschaft.

"Einem Staatsbürger, der freiwillig in den Militärdienst eines fremden Staates tritt, ist die Staatsbürgerschaft zu entziehen", heißt es in Paragraf 32 des österreichischen Staatsbürgerschaftsgesetzes. Um Österreichern einen Dienst in der deutschen Bundeswehr zu ermöglichen, müsste wohl das österreichische Staatsbürgerschaftsgesetz geändert werden, was nach Ansicht von Beobachtern wenig wahrscheinlich ist.

(APA/Reuters)

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