Präsidentschaftswahl im Kongo hat begonnen

Zuverlässige Wahl-Ergebnisse werden erst etwa eine Woche nach der Abstimmung erwartet.
Zuverlässige Wahl-Ergebnisse werden erst etwa eine Woche nach der Abstimmung erwartet.APA/AFP (LUIS TATO)
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Mit zwei Jahren Verspätung sind rund 40 Millionen Wähler am Sonntag aufgerufen, aus 21 Kandidaten einen neuen Präsidenten zu wählen.

Überschattet von Angst vor neuer Gewalt hat in der Demokratischen Republik Kongo am Sonntag die Präsidentenwahl begonnen. Die Wahllokale öffneten in der Früh zunächst in den Regionen Lubumbashi und Goma. Wegen unterschiedlicher Zeitzonen folgten eine Stunde später der Westen des Landes und die Hauptstadt Kinshasa. Rund 40 Millionen Wähler waren zur Stimmabgabe aufgerufen.

In einigen Wahllokalen verzögerte sich der Beginn wegen technischer Probleme. Reportern der Nachrichtenagentur AFP zufolge mussten in Goma und anderswo die umstrittenen Wahlmaschinen noch eingerichtet oder neu hochgefahrenen werden. Die Opposition kritisierte die Tablets mit Touchscreen im Vorfeld bereits als "Betrugsmaschinen".

Die Präsidentenwahl hätte eigentlich schon vor zwei Jahren stattfinden müssen, doch hatte sich Präsident Joseph Kabila geweigert, wie vorgesehen Ende 2016 zurückgetreten. Es folgten teils blutige Unruhen, die Präsidentenwahl musste dreimal verschoben werden.

Das Ende der Ära Kabila

Die Wahl zum Staatschef bedeutet nicht nur das Ende der Ära Kabila. Sie könnte auch den Weg zur ersten friedlichen Machtübergabe in dem konfliktgeplagten Land seit der Unabhängigkeit von Belgien im Jahr 1960 bahnen.

Kabila tritt gemäß der Verfassung nicht erneut an. Seine Partei stellte den früheren Innenminister Emmanuel Ramazani Shadary als Präsidentschaftskandidaten auf. Insgesamt stehen 21 Kandidaten zur Wahl, von denen die meisten aber keinen Wahlkampf geführt haben.

Reale Chancen haben nur drei von ihnen: Shadary und die Oppositionskandidaten Felix Tshisekedi und Martin Fayulu. Die Opposition in dem zentralafrikanischen Land hatte sich nicht auf einen gemeinsamen Gegenkandidaten einigen können. Fayulu und Tshisekedi versprechen den Wählern eine Befriedung des Landes und Arbeitsplätze. Die EU hat Shadary wegen der Niederschlagung von Oppositionsprotesten mit Sanktionen belegt.

Unruhen in Regionen, die später wählen

Bei einem Treffen dieser drei Kandidaten mit der Wahlkommission weigerten sich Tshisekedi und Fayulu am Samstag ein sogenanntes Friedensversprechen zu unterzeichnen, mit dem Unruhen nach dem Urnengang vermieden werden sollten. Sie bemängelten, dass die Wahlkommission keine Änderungen am Text zuließ.

Vor den Wahlen kam es in einigen Regionen zu Unruhen, in denen die Stimmabgabe wegen eines Ebola-Ausbruchs und Terrorgefahr auf März 2019 verschoben wurde. Die Wahllokale sind bis 17.00 Uhr MEZ geöffnet. Zuverlässige Ergebnisse wurden erst etwa eine Woche nach der Abstimmung erwartet.

Am Sonntag werden auch das Parlament und Provinzvertretungen gewählt. Bei der Präsidentenwahl reicht eine einfache Mehrheit für einen Wahlsieg. Da sich die Stimmen der Opposition auf mehrere Kandidaten verteilen, rechnen die meisten Beobachter mit einem Sieg Shadarys, selbst wenn sich in der Summe mehr Menschen für die Opposition entscheiden. Nach der Bekanntgabe der Ergebnisse könnte es daher zu Protesten der Opposition kommen. Kongos Sicherheitskräfte haben solche Proteste in der Vergangenheit brutal niedergeschlagen.

Trotz reicher Vorkommen von Mineralien wie Kobalt, Kupfer und Gold gehört der Kongo zu den ärmsten Ländern der Welt. Schuld daran sind auch zahlreiche von der Gier nach Rohstoffen befeuerte Konflikte. Rund 4,4 Millionen Menschen sind auf der Flucht vor der Gewalt. Im Ostkongo gibt es zudem derzeit eine Ebola-Epidemie - die bisher zweitgrößte weltweit mit mehr als 550 Erkrankten und rund 340 Toten.

(APA/AFP)

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