Demografen warnen: Chinas Bevölkerung könnte schon früher als gedacht schrumpfen. Das könnte schwere Folgen haben – für die chinesische Wirtschaft und die Stellung des Riesenreichs in der Welt.
Wien/Peking. Gerne stehen beeindruckende Wachstumszahlen, technologische Errungenschaften und der zunehmende globale Einfluss der Volksrepublik im Fokus, wenn es um Chinas Aufstieg in den vergangenen 40 Jahren geht. Doch eine andere Entwicklung könnte verheerende Folgen für die Zukunft des Riesenreichs haben: Die Ein-Kind-Politik, das wohl größte Sozialexperiment des 20. Jahrhunderts mit einer Milliardenbevölkerung im Versuchslabor, erweist sich als gigantischer Bumerang.
Zwar setzte Peking der Maßnahme, die einem Großteil der Bevölkerung nur ein Kind erlaubte, 2015 ein offizielles Ende. Aber der Schritt könnte zu spät erfolgt und zu klein gewesen sein, um eine demografische Krise noch abzuwenden, mahnen immer mehr Experten. Zuletzt die staatsnahe Chinesische Akademie für Sozialwissenschaften (CASS), die in ihrem „Grünbuch über Bevölkerung und Arbeit“ zu Neujahr eine schrille Warnung ausstieß.
1. Welche demografische Zukunft skizziert die CASS in dem Bericht?
Setze sich der Trend fort, dass eine Chinesin im Schnitt 1,6 Kinder gebärt (zum Vergleich: Die Geburtenrate in Österreich lag 2017 bei 1,5 Kindern), könnte Chinas Bevölkerung früher als gedacht schrumpfen: bereits ab 2027. Bis 2065 könnte sie sogar von derzeit 1,42 Mrd. Menschen auf rund 1,17 Mrd. fallen – und damit auf das Level von 1990.