Vor dem Hintergrund neuer Massenproteste stehen die Zeichen in Venezuela auf Abgang des Regimes. Es ließ Gold ins Ausland fliegen, das Militär verhandelt mit der Opposition, ein erster General wechselte die Fronten. Eine Analyse.
Der unter starkem internationalem Druck stehende venezolanische Präsident Nicolás Maduro hat vorgezogene Wahlen angekündigt. Die nächsten Parlamentswahlen sollten noch 2019 abgehalten werden.
Nicht nur deshalb tickt die Uhr für Nicolás Maduro hörbar. Auf den Straßen, wenn die Demonstranten skandieren: „Ja, es geht!“. Und nachts, wenn die Armenviertel vibrieren in dem Kugelhagel, mit dem die Spezialpolizei den Aufstand eindämmen will. Man kann die Zeiger dieser Uhr aber auch sehen. Am Montag landete auf dem internationalen Airport Maiquetía bei Caracas eine Großraummaschine aus Moskau und entschwand am Donnerstag auch wieder dorthin, mit doppelter Besatzung, aber ohne Passagiere. Im roten Rumpf soll ein Teil des nationalen Goldschatzes entschwebt sein, denunzierte der Abgeordnete José Guerra. Er dürfte gute Quellen in der Zentralbank haben, denn er war einst ihr Chef.
Das Gold entschwand. Zuvor hatte ein anderes russisches Flugzeug drei Tonnen Gold an den Arabischen Golf expediert. Insgesamt haben die Emirs in Abu Dhabi mindestens 15 Tonnen bestellt und in Dollars bezahlt, manche Quellen behaupten gar, es seien 30.
Kurz vor seinem Ableben 2013 hatte Staatschef Hugo Chávez das venezolanische Gold aus europäischen Zentralbanken heimholen lassen, offenbar in weiser Voraussicht, dass seine Erben irgendwann nur noch in den Abgrund der Weltgeschichte blicken könnten. Genau das ist nun der Fall. Zwanzig Jahre, nachdem Chávez den Staat übernahm, hat dessen Nachfolger Nicolás Maduro das Land mit den größten Ölreserven der Welt, mit den zweitgrößten Goldvorkommen, mit fruchtbaren Böden und exzellentem Klima, mit der längsten Küste aller Karibikstaaten auf groteske Weise zugrunde gerichtet. Um seine auf keinerlei Kenntnis, Qualität oder Charisma basierende Position zu sichern, gestattete er es den Militärs, sich grenzenlos zu bereichern. Doch nun, das weiß niemand besser als die Militärs, ist die Fiesta zu Ende.