Nordkorea entführte Tochter von abtrünnigem Botschafter in Rom

Der frührere nordkoreanische Vizebotschafter in London, Thae Yong-ho, zählt zu den prominentesten Dissidenten des Landes.
Der frührere nordkoreanische Vizebotschafter in London, Thae Yong-ho, zählt zu den prominentesten Dissidenten des Landes.
  • Drucken

Ihr Vater, der nordkoreanische Botschafter in Italien, hatte dem Regime zuvor den Rücken gekehrt. Der Fall beschäftigt nun auch das italienische Außenministerium.

Haben nordkoreanische Geheimdienstagenten die minderjährige Tochter eines abtrünnigen Diplomaten in Italien entführt und nach Nordkorea verschleppt? Das legen südkoreanische Medienberichte nahe, und der Fall beschäftigt inzwischen auch die italienischen Behörden. Der Vater des 17-jährigen Mädchens, der Botschafter Nordkoreas in Rom und ein ranghoher Funktionär innerhalb der Parteiaristokratie, hatte demnach im November von Italien aus Asyl beantragt und ist zusammen mit seiner Frau untergetaucht.

Der Fall sorgte in Italien für einen Eklat. Es sei unerhört, dass nordkoreanische Geheimdienste die minderjährige Tochter eines Diplomaten entführen, der jetzt Tortur in ihrer Heimat drohe, sagte der Staatssekretär im italienischen Außenministerium Manlio Di Stefano. Die Diplomatentochter besuchte vor der Verschleppung eine Schule in Rom.

Der italienische Außenminister Enzo Moavero Milanesi erklärte am Mittwoch, Italien prüfe die entsprechenden südkoreanischen Medienberichte. "Danach werden wir Schlüsse ziehen."

Aus internen Quellen aus dem italienischen Außenministerium verlautete, das Mädchen sei bei ihren Großeltern in Pjöngjang. Ihr Vater soll vom italienischen Geheimdienst geschützt werden. Der 48-jährige Diplomat befinde sich an einem "sicheren Ort", hieß es auch in  südkoreanischen Medien.

Amnesty International rief die italienische Regierung auf, sich sofort einzuschalten, um die Hintergründe der Verschleppung zu klären. "Wie ist es möglich, dass nordkoreanische Agenten von Rom eine Minderjährige verschleppen konnten?", so der Präsident von Amnesty International Italia, Antonio Marchesi, in einer Presseaussendung am Mittwoch.

Die Vertretung in Italien zählt zu den wichtigsten Posten innerhalb der nordkoreanischen Diplomatie, weil dort zahlreiche Luxusgüter für Machthaber Kim Jong-un und sein engstes Umfeld gekauft werden.

Der Botschafter Pjöngjangs in Rom, Jo Song-gil, ist ein weiterer ranghoher Vertreter der kommunistischen Landes, der dessen Führung den Rücken kehrt. Jo hatte seinen Posten im Oktober 2017 angetreten, nachdem die italienische Regierung seinen Vorgänger Mun Jong-nam aus Protest gegen einen nordkoreanischen Atomtest des Landes verwiesen hatte. Zuletzt setzte sich der frühere nordkoreanische Vize-Botschafter, Thae Yong-ho, nach London ab.

(APA)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.