Kaschmir: Indien und Pakistan liefern sich Luftgefechte

APA/AFP/TAUSEEF MUSTAFA
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In der Kaschmir-Region spitzt sich der Konflikt zwischen den Atommächten Pakistan und Indien gefährlich zu. Die Luftwaffen beider Länder dürften gegenseitig zwei Flugzeuge abgeschossen haben.

Im Kaschmir-Konflikt wächst die Angst vor einem Eskalationskurs, der die Atommächte Indien und Pakistan in einen Krieg führen könnte. Am Mittwoch dürfte sich ein Gefecht zwischen Flugzeugen der indischen und pakistanischen Luftwaffe ereignet haben. Pakistan habe Ziele im von Indien kontrollierten Teil Kaschmirs bombardiert. Daraufhin seien indische Kampfflugzeuge in den pakistanischen Luftraum eingedrungen, von denen zwei abgeschossen worden seien, hieß es aus Islamabad.

Indien wies die pakistanischen Angaben zurück. Indische Abfangjäger hätten den Angriff auf "Militäreinrichtungen auf der indischen Seite" Kaschmirs vereitelt und einen pakistanischen Kampfjet abgeschossen. Bodentruppen hätten beobachtet, wie das Flugzeug im pakistanischen Teil Kaschmirs abgestürzt sei. Pakistan habe damit nur ein indisches Flugzeug abgeschossen. Der Pilot der indischen MiG-21 werde vermisst. Pakistan hatte behauptet, ihn gefangen genommen zu haben.

Zudem meldeten beide Seiten mehr als ein Dutzend Feuergefechte von Bodentruppen in der Grenzregion. Indien warf dem Nachbarland zudem Artilleriebeschuss vor. Wegen der Vorfälle sperrte Pakistan den gesamten Luftraum, Indien schloss vier Flughäfen in der Region. US-Außenminister Mike Pompeo sowie die EU und China riefen beide Seiten zu Zurückhaltung auf.

"Die Presse"-Grafik

Pakistan: "Wir wollen keine Eskalation"

Pakistans Premierminister Imran Khan rief Indien zu Gesprächen auf und warnte vor einer weiteren Eskalation des Konflikts zwischen den beiden Atommächten. "Können wir uns irgendeine Fehlkalkulation leisten mit der Art Waffen, die wir haben und die ihr habt?", sagte er in einer Fernsehansprache.

Die sechs Angriffe auf zivile Ziele seien keine Vergeltung im eigentlichen Sinne gewesen, sondern sei eine Demonstration der Fähigkeit Pakistans zu solchen Angriffen, sagte Generalmajor Asif Ghafoor. "Wir wollen verantwortungsvoll sein, wir wollen keine Eskalation, wir wollen keinen Krieg", sagte der Militärsprecher. Auch Indiens Außenministerin Sushma Swaraj versicherte am Mittwoch, Indien wolle keine weitere Eskalation.

Die Spannungen zwischen den beiden Atommächten hatten zugenommen, nachdem vor zwei Wochen bei einem Anschlag im indischen Teil Kaschmirs mindestens 40 indische Sicherheitskräfte ums Leben gekommen waren. Die Islamistengruppe Jaish-e-Mohammed beanspruchte die Tat für sich. Indien beschuldigt Pakistan, den Anschlag unterstützt zu haben. Islamabad weist die Anschuldigungen zurück.

Indiens Luftwaffe reagierte darauf am Dienstag mit einem Luftschlag in Pakistan gegen ein Ausbildungslager der Jihadisten. Bei diesem ersten Luftangriff Indiens seit einem Krieg zwischen den beiden Nachbarstaaten im Jahr 1971 wurden indischen Regierungskreisen zufolge 300 islamistische Kämpfer getötet. Pakistan widersprach dem und erklärte, die indischen Militärmaschinen seien abgefangen worden.

Hunderte Tote im Kaschmir alleine 2018

Seit mehr als zwei Jahren schon eskalieren die Spannungen in der Region immer wieder, gleich mehrere Gruppen kämpfen dort für eine Unabhängigkeit oder den Anschluss an Pakistan. Das harte Vorgehen der Sicherheitskräfte im indischen Teil Kaschmirs treibt viele junge Männer in die Arme der Aufständischen. Allein 2018 kamen bei Kämpfen zwischen 300 und 500 Menschen ums Leben, darunter auch Zivilisten, schrieb die UNO vergangenes Jahr in einem Bericht.

Mit dem aufflammenden Konflikt hat auch der Wahlkampf für die indischen Parlamentswahlen im April neuen Zündstoff bekommen. Die Regierungspartei BJP von Narendra Modi hat in den vergangenen Monaten an Popularität verloren. Modi muss im Wahlkampf deshalb Stärke zeigen, und der Umgang mit der Krise in Kaschmir wird möglicherweise wahlentscheidend.

(APA/Reuters/red.)

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