Nigeria: Der Ex-General braucht mehr als nur einen neuen Besen

Jugendliche Anhänger des Präsidenten Muhammadu Buhari feiern die Wiederwahl in dessen Heimatprovinz Kanu. Sein Wahlsieg fiel deutlicher aus als erwartet, die Wahlbeteiligung war wegen der Verschiebung des Wahltermins geringer als vor vier Jahren.
Jugendliche Anhänger des Präsidenten Muhammadu Buhari feiern die Wiederwahl in dessen Heimatprovinz Kanu. Sein Wahlsieg fiel deutlicher aus als erwartet, die Wahlbeteiligung war wegen der Verschiebung des Wahltermins geringer als vor vier Jahren.REUTERS
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Muhammadu Buhari gelang Wiederwahl als Präsident. Die Prioritäten sind gleich geblieben: Kampf gegen Korruption und die Islamisten.

Wien/Abuja. Der Jubel war verhalten, als Nigerias Wahlkommission in der Nacht auf Mittwoch am Tag vier nach den Präsidentenwahlen in der Hauptstadt Abuja den Sieg des Amtsinhabers, Muhammadu Buhari, offiziell machte. Die stärksten Ovationen brachen noch in Buharis Heimatprovinz, Kano, im Norden des bevölkerungsreichsten Staates Afrikas aus. Der muslimisch dominierte Norden Nigerias gab auch den Ausschlag für die Wiederwahl des 76-Jährigen, die schließlich deutlicher als erwartet ausfiel. Im christlich dominierten Süden sicherte der populäre Vizepräsident Yemi Osinbajo den Erfolg ab.

Am Sieg des Duos war nicht zu rütteln: Am Ende hatte Buhari einen Vorsprung von fast vier Millionen Stimmen vor Atiku Abubakar, seinem schärfsten Herausforderer. 56 Prozent entfielen auf „Baba Go-slow“, 41 auf Atiku, wie die Nigerianer die Kandidaten nennen, die seit Jahrzehnten die Politik mitbestimmen. Selbst die internationalen Wahlbeobachter mochten außer kleineren Unregelmäßigkeiten keine Wahlfälschungen feststellen. Das hinderte den Ex-Vizepräsidenten Abubakar indessen nicht, die angebliche „Scheinwahl“ anzufechten. Freilich haftet ihm der Ruch der Korruption an, und die USA verhängten wegen angeblicher Geldwäsche ein Einreiseverbot gegen ihn.

Die Wahlbeteiligung lag bei nur wenig mehr als einem Drittel, in der 20-Millionen-Einwohner-Metropole Lagos nur bei einem Fünftel. Viele Nigerianer, die zum regulären und schließlich um eine Woche verschobenen Wahltermin in ihre Wahlbezirke zurückgekehrt waren, wollten und konnten nicht so lang bleiben, um ihre Stimme abzugeben.

„4+4“ lautete die Formel, die der Ex-General Buhari via Twitter in Anspielung auf seine zweite Amtszeit ausschickte. Die Vorzeichen zu 2015 haben sich im Wesentlichen nicht geändert. Nach wie vor gilt die Priorität dem Kampf gegen Korruption und die islamistischen Jihad-Milizen, gegen Boko Haram in der Nordostprovinz Borno und den nigerianischen IS-Ableger. Der IS-Terror ist längst nicht eingedämmt, wie dies Buhari behauptet. Er hat lediglich Teilerfolge erzielt.

„Baba Go-slow“ schickt Frau in Küche

Es wird mehr als einen neuen Besen – das Symbol der Regierungspartei – benötigen, um die zahlreichen Herausforderungen anzugehen: Mindestens jeder fünfte Nigerianer ist ohne Job, jeder zweite gilt als arm, die Wirtschaft hängt von der Ölproduktion und den Schwankungen des Ölpreises ab, dazu die Unruhen im Öldelta und die Konflikte zwischen Muslimen und Christen, zwischen Viehzüchtern und Ackerbauern.

In der ersten Amtszeit brauchte Buhari ein halbes Jahr, um seine Regierung zusammenzustellen; er schottete sich ab und betrieb Geheimniskrämerei um die krankheitsbedingte Absenz und seinen monatelangen Aufenthalt in London. Seine Frau, Aisha, warf Günstlingen vor, die Regierung unterwandert zu haben. Buhari entgegnete brüsk, sie solle sich lieber um die Küche kümmern.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.02.2019)

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