Fall Otto Warmbier: Trump stellt sich hinter Kim

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Der US-Präsident glaubt der Darstellung von Machthaber Kim, nichts von der Folter des US-Studenten in nordkoreanischer Haft gewusst zu haben. Ein US-Gericht hatte die Misshandlungen allerdings nachgewiesen. Dafür erntet Trump scharfe Reaktionen.

So hatte sich Donald Trump sein zweites Gipfeltreffen Kim Jong-un nicht vorgestellt. Zuerst musste der US-Präsident ohne eine Einigung mit dem nordkoreanischen Machthaber zurück nach Washington fahren. Und nun steht er in der Kritik, weil er Kim den Rücken gedeckt hat. Er glaube der Darstellung des Diktators, nichts über die Folter des in nordkoreanischer Haft ins Koma verfallenen Studenten Otto Warmbier gewusst zu haben, sagte Trump am Wochenende.

Kim "sagt mir, dass er nichts darüber wusste, und ich nehme ihn beim Wort", meinte Trump. Kim habe den Fall zwar "sehr gut gekannt, aber erst später davon erfahren", sagte Trump weiter.

Der Student war während einer Nordkorea-Reise Anfang 2016 wegen des angeblichen Diebstahls eines Propaganda-Posters zu 15 Jahren Arbeitslager verurteilt worden. Er fiel unter ungeklärten Umständen ins Koma und wurde schließlich freigelassen. Im Juni 2017 starb er wenige Tage nach seinem Rücktransport in die USA.

"Natürlich wusste Kim davon"

Ein US-Gericht kam im vergangenen Dezember zu dem Schluss, dass der 22-Jährige in Nordkorea gefoltert wurde. Pjöngjang hat jegliche Misshandlung Warmbiers bestritten und erklärt, der Student habe sich eine schwere Nahrungsmittelvergiftung zugezogen.

Dass Trump nun Kims Angaben Glauben zu schenken scheint, sorgte in den USA parteiübergreifend für empörte Reaktionen. "Natürlich wusste Kim davon", schrieb etwa der einflussreiche demokratische Senator Mark Warner auf Twitter. "Anscheinend ist der Präsident der Vereinigten Staaten der Einzige, der diese offensichtliche Lüge glaubt.

Nordkorea widerspricht USA

Nach dem PR-Debakel signalisierten beide Parteien am Freitag wieder Gesprächsbereitschaft. Dabei dürften sich Washington und Pjöngjang über den Grund für den Abbruch des Gipfels uneinig sein. So sagte Trump am Donnerstag, Nordkorea habe die vollständige Aufhebung aller Sanktionen gefordert, was den USA zu weit gegangen wäre.

Nordkoreas Außenminister Ri Yong Ho hielt wenig später dagegen, sein Land habe lediglich eine teilweise Aufhebung der Strafmaßnahmen im Gegenzug für die Demontage des Atomreaktors Yongbyon verlangt. Das habe Trump aber nicht ausgereicht.

Im Vorfeld des Treffens in Vietnam hatten beide Seiten Hoffnungen geweckt, dass es zumindest in einigen Punkten eine konkrete Annäherung geben könnte. Die USA hatten sogar zwischenzeitlich die feierliche Unterzeichnung einer Erklärung angekündigt. Dazu kam es dann aber kurzfristig doch nicht. Für Trump wäre ein außenpolitischer Erfolg besonders willkommen gewesen, da er innenpolitisch derzeit an mehreren Fronten unter Druck steht.

(APA/red.)

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