Dem Premier droht in 40 Tagen die Abwahl – und vielleicht eine Haftstrafe in mehreren Korruptionsaffären. Die Opposition unter Benny Gantz ist im Aufwind.
Wien/Jerusalem. Benjamin Netanjahu wusste, dass der Tag kommen würde – und ganz Israel raunte darüber, dass Generalstaatsanwalt Avichai Mandelblit mitten im Wahlkampf in drei Korruptionsaffären Anklage gegen den Premier erheben würde, der seit nunmehr zehn Jahren im Amt ist und bisher alle Anfeindungen und Anfechtungen überstanden hat. Viele Israelis sahen lang keine Alternative zu „Bibi“ Netanjahu, der zwar persönlich eher unpopulär ist, aber Israels Interessen auf der Weltbühne so vehement vertritt wie kein anderer. Die Entscheidung Mandelblits, eines Ex-Kabinettssekretärs Netanjahus, könnte dies jetzt aber schlagartig ändern.
Am Donnerstagabend, 40 Tage vor der Knesset-Wahl, schlug die Nachricht wie eine politische Bombe ein. Wenige später schon wandte sich Netanjahu mit einer vorbereiteten Verteidigungsrede und bebender Stimme an die Nation. „Ich habe die Absicht, Ihnen und dem Land noch viele Jahre zu dienen. Doch das hängt von Ihnen ab – nicht von den Beamten, den TV-Studios, den TV-Gurus und Journalisten.“ Er wetterte gegen eine „linke“ Verschwörung, sprach davon, dass seine Familie drei Jahre durch die Hölle gegangen sei und dass die Vorwürfe wie ein Kartenhaus in sich zusammenfallen würden.