Nordkorea baut Raketentestanlage wieder auf

Reuters
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Satellitenbilder dokumentieren Aktivitäten auf einem Testgelände. Das Vorgehen sei "zielgerichtet" und eine "Erinnerung an schlimmere Zeiten", schreiben US-Experten.

Es ist eine Warnung an die USA: Nordkorea hat mit dem Wiederaufbau einer Raketenanlage begonnen, die es im August 2018 still gelegt hat - als Zeichen des guten Willens nach dem ersten Gipfeltreffen zwischen Machthaber Kim Jong-un und US-Präsident Donald Trump in Singapur. Satellitenaufnahmen dokumentieren Aktivitäten auf dem Raketentestgelände Sohae, berichten die südkoreanische Nachrichtenagentur Yonhap und US-Experten.

Die Arbeiten auf dem Gelände, auf dem sich eine Testanlage für Raketenantriebe und eine Abschussrampe befinden, begannen zwischen Mitte Februar und Anfang März, schreibt die auf die Beobachtung Nordkoreas spezialisierte US-Seite "38 North". Damit könnte Nordkorea vor oder kurz nach dem zweiten Gipfeltreffen zwischen Trump und Kim vergangene Woche mit den Bauarbeiten begonnen haben.

Dies deute darauf hin, dass die nun registrierten Aktivitäten "absichtlich und zielgerichtet" seien, schrieb das in Washington ansässige "Center for Strategic Studies". Ankit Panda, ein Mitglied des "Bundes amerikanischer Wissenschafter", bezeichnete die Aktivitäten auf der Kurznachrichtenplattform Twitter als "Erinnerung an schlimmere Zeiten" und daran, was auf dem Spiel stehe, sollte der Friedensprozess scheitern.

Bolton droht mit neuen Sanktionen

Von der im Westen Nordkoreas gelegenen Anlage aus waren 2012 und 2016 Trägerraketen mit Satelliten gestartet. International wurden die Starts aber als Tests ballistischer Raketen gewertet und scharf verurteilt. Denn die Technologie der Trägerraketen entspricht in vielen Punkten der für Interkontinentalraketen. 

Das Gipfeltreffen zwischen Trump und Kim in der vietnamesischen Hauptstadt Hanoi war vergangene Woche ohne Ergebnis abgebrochen worden. Streitpunkt war wie in der Vergangenheit die atomare Abrüstung des Landes im Gegenzug für die Aufhebung der Sanktionen gegen das isolierte Land.

Nun drohte US-Sicherheitsberater John Bolton mit neuen Sanktionen. Die US-Regierung wolle nach dem Treffen in Hanoi sehen, ob die Führung in Pjöngjang bereit sei, ihr "Atomwaffenprogramm und alles, was damit verbunden ist" aufzugeben, sagte er. Wenn Nordkorea nicht dazu bereit sei, werde es keine Lockerung der Sanktionen sondern womöglich eine weitere Verschärfung der Strafmaßnahmen geben.

UNO warnt vor dramatischer Lebensmittelknappheit

Eine Verschärfung der Sanktionen wäre für die nordkoreanische Bevölkerung allerdings katastrophal. Die Vereinten Nationen haben angesichts der schlechtesten Ernten seit mehr als einem Jahrzehnt Alarm geschlagen. Laut einem am Mittwoch vorgestellten UNO-Bericht ging die Gesamterntemenge im vergangenen Jahr um 500.000 Tonnen auf 4,95 Millionen Tonnen zurück. Die Zahl der Nordkoreaner, die auf humanitäre Hilfe angewiesen sind, sei um 600.000 auf 10,9 Millionen angestiegen. Das entspricht 43 Prozent der Bevölkerung.

Als Gründe für die schlechte Ernte werden Naturkatastrophen, ein Mangel an landwirtschaftlich nutzbarem Land und ineffiziente Landwirtschaft angeführt. So hatte Nordkorea im Juli und August mit Hitzewellen zu kämpfen. Es folgten heftige Regenfälle und Überschwemmungen durch einen Taifun.

In dem international isolierten Land fehlt es zudem an moderner landwirtschaftlicher Technologie und an Düngemitteln. In dem bergigen Land gelten nur 20 Prozent der Fläche als landwirtschaftlich nutzbar. Kritiker werfen der Führung in Pjöngjang zudem vor, jahrzehntelang den Ausbau der Armee und des Atomwaffenprogramms auf Kosten der Bevölkerung vorangetrieben zu haben.

(APA/red.)

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