„Der Kosovo wird nicht um Grenzen und Gebiete zocken“

Ramush Haradinaj, Premierminister Kosovos
Ramush Haradinaj, Premierminister KosovosAPA/AFP/JOHN THYS
  • Drucken

Premier Ramush Haradinaj lehnt einen Gebietstausch ab, hält an Strafzöllen gegen Serbien fest – und ist von der EU enttäuscht.

Die Presse: 20 Jahre nach Beginn des Krieges scheint Ihr Land noch immer auf der Stelle zu treten. Ist es für den Kosovo schwerer, den Frieden zu gewinnen als den damaligen Krieg?

Ramush Haradinaj: Damals war die Situation sehr schwierig. Der Kosovo erlitt enorme Verwüstungen. Heute ist es nicht leicht, das Potenzial unseres Landes zu aktivieren. Es gibt Hoffnung, aber auch Herausforderungen. Washington, Brüssel, Berlin – das war früher auf dem Balkan eine Stimme. Nun haben wir leider nicht mehr so geeinte Partner wie früher. Wir begrüßen, dass der Konflikt zwischen Mazedonien und Griechenland beigelegt worden ist. Aber ich vermisse diese Energie bei anderen offenen Fragen in der Region.

Umgekehrt steht Ihre Regierung wegen der hundertprozentigen Strafzölle für serbische Importe im Westen in wachsender Kritik. Warum halten Sie daran fest?

Der von der EU geführte Dialog sollte zu einem Abkommen mit Serbien führen samt der Anerkennung des Kosovo, hat aber dieses Ergebnis nicht gebracht. Stattdessen sah sich der Kosovo zunehmenden Attacken von Serbien ausgesetzt wie den Lobbyanstrengungen für den Rückzug von Anerkennungen der Unabhängigkeit, den blockierten Zutritt zu internationalen Organisationen oder Handelsbarrieren für unsere Waren. In dieser Situation blieb uns nicht mehr viel übrig, als die serbischen Waren für unseren Markt zu blockieren. Wenn Serbien auf unsere Märkte will, ist das möglich – bei der Anerkennung des Kosovo.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Trauer um die Opfer. Nach Abzug der serbischen Kräfte werden im Juli 1999 bei Bela Crkva entdeckte Leichen bestattet.
Außenpolitik

Der lange Schatten des Krieges

Vor 20 Jahren griff die Nato an der Seite der Kosovo-Albaner in den Konflikt mit Serbien ein. Viele Menschen leiden noch heute unter dem Trauma des Krieges. So wie Adelina, die damals von serbischen Soldaten vergewaltigt wurde.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.