Der britische Parlamentschef Bercow rückt mit seiner Entscheidung über eine neue Brexit-Abstimmung ins Zentrum des Geschehens. Das ist genau dort, wo er seiner Meinung nach hingehört.
Wenn sich der Vorsitzende des britischen Unterhauses im dem oft tumulthaften Geschehen Gehör verschaffen will, ruft er die Abgeordneten lautstark zur Ordnung. Keiner kann das wie der gegenwärtige „Mister Speaker“ John Bercow. Seine „Orrderrr! Ooooorder“-Rufe haben Millionen Seher im Internet begeistert. Tatsächlich genießt es Bercow wie kaum ein anderer, im Mittelpunkt des Geschehens zu stehen. Genau dort ist er mit seiner Entscheidung von Montagnachmittag, der Regierung eine dritte Abstimmung über den Brexit-Deal zu untersagen, nun angekommen.
Damit hatte keiner gerechnet. „Wir waren nicht einmal darüber informiert, dass der Speaker eine Stellungnahme vorbereitet hatte“, war für Stunden die einzige Auskunft aus dem Amtssitz der Premierministerin. Von einer „ernsten Verfassungskrise“ sprach der Regierungsjurist Robert Buckland. Im Parlament wurde die Entscheidung – je nach Haltung zum Brexit – mit Hohn, Empörung oder Zustimmung aufgenommen.