Ostukraine: Wo Frieden das wichtigste Wahlversprechen ist

Bewohnerinnen der Stadt Awdijiwka: Viele wollen von ihrem Stimmrecht Gebrauch machen.
Bewohnerinnen der Stadt Awdijiwka: Viele wollen von ihrem Stimmrecht Gebrauch machen.(c) Sommerbauer
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Frontstädte wie Awdijiwka wählen zum ersten Mal seit neun Jahren wieder einen Staatschef. 2014 waren die Bürger wegen des Krieges ausgeschlossen. In der Heimat von Expräsident Janukowitsch verschieben sich die Kräfte langsam.

Als Irina Heraschenko die Bühne betritt, ertönt höflicher Applaus. „Freunde“, wendet sie sich an die Versammelten und dankt ihnen, dass sie hier, in Awdijiwka, die Stellung halten. Draußen wird wieder einmal geschossen, aber das hört man nicht im schmucken Saal des Kulturpalastes von Awdijiwka, einer Frontstadt in der Ostukraine.

Heraschenko ist nicht zum ersten Mal in der Konfliktregion. „Mehr als 80 Mal“ habe sie das Gebiet besucht. Tatsächlich hat die Vizevorsitzende des ukrainischen Parlaments mit dem Krieg im Donbass Erfahrung – wenn auch nicht tagtäglich wie ihre Zuhörer: Sie verhandelt für Kiew bei den Minsker Gesprächen und ist für den Gefangenenaustausch zuständig. Heute wirbt sie für Präsident Petro Poroschenko. Am Sonntag ist Präsidentenwahl, und die Bürger Awdijiwkas können erstmals seit Konfliktbeginn wieder ihre Stimme abgeben.

Sie sei „sehr froh, dass man in den befreiten Territorien wieder wählen dürfe“, sagt Heraschenko. Doch Poroschenko ist hier nicht die erste Wahl. Heraschenkos blonder Pagenkopf leuchtet im Scheinwerferlicht. Sie spricht über ein Thema, das alle beschäftigt: Krieg und Frieden. Sie zählt Poroschenkos Verdienste auf: die Stärkung der Armee, die „Meter für Meter“ die Souveränität des Landes zurückhole, den Schutz der Redefreiheit – „nicht wie drüben in Donezk, wo man für Kritik ins Verlies geworfen wird“. Sie macht sich stark für einen Rund-um-die-Uhr-Einsatz der OSZE, deren Beobachter derzeit nur am Tag tätig ist. Und dann ruft sie Bürger auf, am Sonntag „Herz und Verstand“ walten zu lassen.

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