Libyen: Der General greift die Hauptstadt an

Archivbild: Haftar-treue Truppen auf einem Ölfeld in Libyen
Archivbild: Haftar-treue Truppen auf einem Ölfeld in LibyenREUTERS
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Kurz vor UN-Friedensgesprächen steht das Land vor einer Eskalation des Bürgerkriegs. Truppen von General Haftar rücken auf Tripolis vor. Die Regierungsarmee ist in Alarmbereitschaft.

Tanger. Eigentlich war UN-Generalsekretär António Guterres nach Libyen gereist, um einen friedlichen Dialog zwischen den Führern der zwei rivalisierenden Regierungen in Ost- und Westlibyen anzustoßen. „Ich bin gekommen“, sagte der UN-Chef, „um mit voller Überzeugung den politischen Prozess zu unterstützen, der zu Frieden, Stabilität und Demokratie führt.“ Aber nur einen Tag später war das Land einem Bürgerkrieg weit näher als einer friedlichen Lösung. Denn am Mittwoch begannen Truppen der Libyschen Nationalen Armee (LNA), auf Tripolis vorzustoßen. Die Soldaten griffen die Stadt Gharyan an, die nur etwa 120 Kilometer südlich der Hauptstadt liegt.

Die LNA steht unter dem Oberbefehl von General Khalifa Haftar, dem starken Mann aus Ostlibyen, dem man nachsagt, er wolle die Nachfolge des 2011 gestürzten Diktators Muammar Gaddafi antreten. Die Gegner Haftars sind Premierminister Fayez al-Sarradsch und seine Regierung, die Tripolis und Westlibyen kontrollieren. Diese Regierung der Nationalen Einheit (GNA) ist zwar international anerkannt, aber das scheint Haftar nicht zu stören. Im Laufe des vergangenen Jahres hat er die bedeutendsten Erdölfelder und Exporthäfen besetzt. Ständig erweitert der 75-Jährige sein Territorium und seinen Einfluss im geteilten Land.

Zum Dialog gedrängt

„Es gibt keine militärische Lösung in Libyen“, betonte UN-Chef Guterres zum wiederholten Male nun bei seinem aktuellen Aufenthalt in Libyen. „Nur ein innerlibyscher Dialog kann die Probleme lösen.“ Aber General Haftar hält von Verhandlungen wenig. Er hat nur als Reaktion auf internationalen Druck an einigen Treffen mit seinem Rivalen Sarradsch teilgenommen. Zuletzt sollte im Februar in Abu Dhabi ein Deal ausgehandelt werden, der eine Konfrontation zwischen den verfeindeten Parteien verhindert. Für Mitte April sind weitere Verhandlungen in der libyschen Stadt Ghadames angesetzt.

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