Wahl in Indonesien: „Islam ist Anker für Mittelschicht“

Präsident Joko Widodo setzt diesmal auf die Allianz mit konservativen Muslimen.
Präsident Joko Widodo setzt diesmal auf die Allianz mit konservativen Muslimen.REUTERS
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Indonesien-Experte Martin Slama erklärt, wieso Präsident Jokowi bei der Wahl am Mittwoch mit konservativen Islamgruppen kooperiert.

Am Mittwoch wählt das Land mit der größten muslimischen Bevölkerung der Welt einen neuen Präsidenten. Ebenso wie vor fünf Jahren tritt auch diesmal in Indonesien der charismatische Joko Widodo ("Jokowi") gegen Ex-General Prabowo Subianto an. Der Sieg des liberalen Jokowi, des „Obamas Indonesiens“, wurde damals in der internationalen Presse als Triumph des Pluralismus und der Demokratie gefeiert.

Fünf Jahre später hat Jokowi viele enttäuscht - auch wegen seiner Annäherung an konservative muslimische Gruppen. Der Präsident scheint damit zu punkten. Zeichnet sich in Indonesien, der drittgrößten Demokratie der Welt, eine konservative islamische Wende ab? Darüber sprach die „Presse“ mit Martin Slama, Sozialanthropologe an der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Er forscht in Indonesien zu den Themen Islam und Neue Medien.

Welche Rolle spielt die Religion im Wahlkampf?

Martin Slama: Die Gegner von Präsident Joko Widodo (Jokowi) stellten von Anfang an seine islamische Frömmigkeit in Frage. Ihren Höhepunkt erreichten diese Spannungen 2017, zur Gouverneurswahl in Jakarta, als Basuki Tjahaja Purnama (Ahok), ein chinesisch-stämmiger Christ, zur Wiederwahl antrat. Der Wahlkampf war polarisierend, man spielte mit religiösen Gefühlen. Ahoks Niederlage (er wurde danach auch wegen Blasphemie verurteilt) setzte den Präsidenten unter Druck: Ahok war Jokowis Vize gewesen, zu dessen Zeit als Gouverneur von Jakarta. 2017 wurde zum Wendepunkt: Der Präsident näherte sich damals religiösen Kreisen an, besonders der Nahdlatul Ulama (NU), die auch die größte islamische Organisation der Welt ist. Er ernannte Ma´ruf Amin, einen konservativen NU-Vertreter, zum Vizepräsidenten seiner möglichen zweiten Amtszeit. Es scheint, dass diese Strategie erfolgreich war.

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