Der Politologe Lichatschow erklärt, warum die Ukraine die niedrigsten Antisemitismus-Werte in Osteuropa hat und Selenskijs jüdische Herkunft bei der Wahl keine Rolle spielte.
Die Presse: War die jüdische Herkunft des künftigen Präsidenten Selenskij überhaupt ein Thema im Wahlkampf?
Wjatscheslaw Lichatschow: Es gab ein paar wenige Vorfälle, bei denen seine Herkunft negativ erwähnt und gesagt wurde, dass der Präsident ein orthodoxer ethnischer Ukrainer sein sollte. Auch wurde Selenskij mit dem (ebenfalls jüdischstämmigen, Anm.) Oligarchen Ihor Kolomojskij in Verbindung gebracht, der sich im Konflikt mit Petro Poroschenko befindet. Alles in allem war Antisemitismus kein wichtiges Thema. Auch gegen Premier Wolodymyr Hroisman werden trotz der relativen soziopolitischen Unbeliebtheit der Regierung keine antisemitischen Motive aufgebracht.