Das Bundesheer übernimmt das Kommando der EU-Trainingsmission in Mali.
Wien. Wie baut man in einem der ärmsten Länder der Welt, beginnend von null, eine neue Armee auf? Seit 2013 versucht die Europäische Union, das westafrikanische Mali bei der Gründung und Organisation seiner Streitkräfte zu unterstützen. Und zum ersten Mal wird nun ein Österreicher das Kommando über die Mission EUTM übernehmen: Der Salzburger Brigadier Christian Habersatter wird ab Juni für ein halbes Jahr rund 650 Soldaten aus 26 Ländern anführen. Insgesamt wird das Bundesheer dann 47 Soldaten in dem Krisenland, großteils im Hauptquartier in Bamako, stationiert haben.
Aufgabe der Mission ist es, das malische Verteidigungsministerium umfassend zu beraten, aber auch die zukünftigen Soldaten zu trainieren. Das Land hat sich von dem Militärputsch im Jahr 2012 noch nicht erholt. Es gibt keine einheitliche Kontrolle über das Staatsgebiet, vor allem im Norden wüten mehr als ein Dutzend Terrororganisationen. Hinzu kommen die Folgen des Klimawandels: Überflutungen und Heuschreckenplagen.
In Zukunft sollen die malischen Sicherheitskräfte in der Lage sein, die Souveränität, Sicherheit und Stabilität des Landes zu gewährleisten. Doch ein Ende der EU-Mission zeichnet sich noch lange nicht ab.
Freiheitliche waren skeptisch
Vizekanzler Heinz-Christian Strache, Verteidigungsminister Mario Kunasek und Staatssekretär Hubert Fuchs verabschiedeten das österreichische Kontingent am Mittwoch offiziell in der Rossauer Kaserne. Für die beiden Freiheitlichen war es ein heikler Termin: Denn die FPÖ stand in der Vergangenheit der Mission in Westafrika noch ablehnend gegenüber. 2013 stimmte man zunächst im Parlament sogar gegen eine österreichische Beteiligung.
Und nun? Jetzt setzen die beiden Regierungsmitglieder auf das Thema Migration. Man müsse den Menschen vor Ort eine Bleibeperspektive bieten, sagte Strache am Mittwoch. Die Flüchtlingskrise im Jahr 2015 dürfe sich nicht mehr wiederholen. Tatsächlich gilt Mali als wichtiges Transitland mit großem Einfluss auf die westliche Mittelmeerroute.
Das Heer verstärkt nun auch die Zusammenarbeit mit einem anderen westafrikanischen Land, allerdings bilateral: Heimische Soldaten helfen den Streitkräften in Ghana beim Aufbau einer modernen Militärhundestaffel.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 09.05.2019)