"Muttersöhnchen" Kurz und "Pussi" Strache - Spott aus Slowenien

Strache und Kurz
Strache und KurzAPA/GEORG HOCHMUTH
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Die Tageszeitung "Vecer“ setzte sich satirisch mit der Regierungskrise in Österreich auseinander: "Neuwahlen sind für Weicheier und unstabile Demokratien.“

„Muttersöhnchen aus Österreich“ lautet der Titel einer Satire der slowenischen Tageszeitung "Vecer" über die innenpolitische Situation in Österreich und den Rücktritt von FPÖ-Vizekanzler Heinz-Christian Strache. In dem Text, der in der satirischen Rubrik "Toti list" veröffentlicht wurde, werden Strache und Ex-FPÖ-Obmann Johann Gudenus wegen ihrer Rücktritte als "Weicheier" verspottet.

Die Zeitung vergleicht das turbulente Geschehen in Österreich mit Slowenien. Indem "Vecer" die österreichischen Politiker und die Entwicklung nach dem Enthüllungsvideo verspottet, teilt sie tatsächlich eine Rüge der slowenischen Politik aus, wo Politiker nach Affären keine Konsequenzen ziehen und Reaktionen des Staatsoberhaupts mehr oder weniger ausbleiben. Insbesondere meint "Vecer" dabei den Oppositionsführer und Ex-Premier Janez Jansa, dem auch ein Skandal über dubiöse Parteifinanzierung aus dem Ausland nicht geschadet hat.

„Was für eine Pussi!"

"Was für eine Pussi", schimpft die Zeitung über Strache, weil er infolge des Ibiza-Videos zurückgetreten war. "Anstatt zu beharren, sich für unschuldig und als Opfer einer kommunistischen Verschwörung zu erklären, ist der Mann zurückgetreten." Der "Schwächling" trat nicht nur als Vizekanzler, sondern auch aus FPÖ-Chef ab, wundert sich die Zeitung und betont, dass sich die "jämmerliche Geschichte" mit dem Rücktritt von Gudenus fortsetzt. "Die beiden Weicheier haben sich bei der Öffentlichkeit sogar entschuldigt", spottet die Zeitung.

Auch Bundeskanzler Sebastian Kurz, von man eine "aufrichtige Haltung" erwartet hätte, hat die Zeitung mit seiner Entscheidung für Neuwahlen enttäuscht. "Ach, was für ein Muttersöhnchen", kritisierte "Vecer", die Kurz auf einer Fotomontage als Kind, das mit einem Teddybär die Beine seiner Mutter umarmt, abgebildet hat. Auch Bundespräsident Alexander Van der Bellen zeigte sich laut der Zeitung als "ein Mensch ohne Rückgrat", indem er Straches Verhalten als eine unerhörte Respektlosigkeit bezeichnete.

„Wir können glücklich sein, nicht in Österreich zu leben"

Und wie würde die Geschichte in einem "seriösen und zivilisierten Land" wie Slowenien verlaufen? Laut "Vecer" käme einem Parteichef, der in einer solchen Affäre ertappt würde, niemals in den Sinn, deswegen zurückzutreten. Stattdessen würde er sich zum Opfer von Verschwörungen erklären und dagegen kämpfen, "was in unseriösen und unzivilisierten Ländern wie Österreich als politische Verantwortung, Moral und Ethik genannt wird". "Wir sind keine Pussis wie unsere nördlichen Nachbarn, die sich sogar entschuldigen, wenn sie mit den Fingern in der Marmelade ertappt werden", schreibt die Zeitung.

In Slowenien würde der Regierungschef in einem solchen Fall keine Neuwahlen vorschlagen, schließlich müsse er sich um seine Minister kümmern, die sonst verloren wären, und um Parlamentsabgeordnete, die keine Garantien haben, wiedergewählt zu werden. "Und das ist auch richtig so - vorgezogene Neuwahlen sind für Weicheier und unstabile Demokratien wie Österreich", so die Zeitung. Anstatt von harschen Aussagen über Vertrauensbruch würde "ein richtiger Staatspräsident" schweigen und mit zwei Instagram-Postings reagieren - einem von der Maturantenparade und vom Marathon, schreibt die Zeitung mit Anspielung auf den slowenischen Präsidenten Borut Pahor, der als "Instagram-Präsident" gilt und in Kritik steht, bei den wichtigsten politischen Fragen eine neutrale oder gar keine Position einzunehmen. "Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger, wir können glücklich sein, dass wir nicht in Österreich leben", betont "Vecer".

(APA)

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