Teheran hat seine Drohung wahr gemacht und die Uran-Anreicherung über die im Atomvertrag festgelegte Grenze hinaus gesteigert. Droht nun Krieg, oder gibt es neue Gespräche?
Der Nahe Osten hält den Atem an. Der Iran hat die Uran-Anreicherung über die Obergrenze hinaus gesteigert, die im internationalen Atomabkommen festgelegt ist. Die iranische Atombehörde teilte am Montag mit, die Anreicherung werde auch nach Überschreiten der Vertragsgrenze von 3,67 Prozent weiter vorangetrieben. Nach dem Ausstieg der USA aus dem Vertrag im vergangenen Jahr und der absichtlichen Überschreitung des vertraglichen Limits für den Vorrat an schwach angereichertem Uran durch Teheran vorige Woche könnte der neue Schritt das endgültige Aus für die Atomvereinbarung von 2015 bedeuten.
US-Präsident Donald Trump schickte erneut Warnungen an Teheran. Eine Sprecherin der EU-Außenbeauftragten Federica Mogherini forderte den Iran auf, „alle Aktivitäten zu stoppen und rückgängig zu machen“, die im Widerspruch zum Atomabkommen stehen. Die Gefahr einer militärischen Konfrontation wächst. Doch noch könnten auch Verhandlungen einen Ausweg bringen. Drei Szenarien dafür, wie es am Golf weitergehen könnte.
1 Ein neuer Krieg
Eine Uran-Anreicherung von mehr als 3,67 Prozent, wie im Atomvertrag als Grenze festgeschrieben, heißt nicht automatisch, dass der Iran nach der Atombombe strebt – dafür sind mehr als 90 Prozent Anreicherung erforderlich. Der Sprecher der iranischen Atombehörde, Behrouz Kamalvandi, sagte am Montag, dass vorerst nur bis unter fünf Prozent angereichert werden solle. Er schloss jedoch längerfristig eine Anreicherung bis auf 20 Prozent nicht aus; laut Experten wäre eine Anreicherung von 20 auf 90 Prozent technisch kein großes Problem mehr. Diese Ankündigung könnte deshalb die Lage eskalieren lassen.