Die Lieferung des russischen Flugabwehrsystems S-400 an die Türkei treibt einen Keil in die Nato. Zwischen den Bündnispartnern in Ankara und Washington bahnt sich die schwerste Krise seit 40 Jahren an.
Istanbul. Die Ankunft riesiger Transportflugzeuge des russischen Typs Antonow am Freitag auf der türkischen Luftwaffenbasis Mürted bei Ankara markierte den Beginn eines neuen Kapitels in der türkisch-russischen Zusammenarbeit – und möglicherweise den Auftakt des schwersten Zerwürfnisses zwischen der Türkei und den USA seit fast einem halben Jahrhundert. Die Antonows brachten Teile des russischen Flugabwehrsystems S-400 ins Nato-Land Türkei. Ankara hat die S-400 gekauft, obwohl die USA der Türkei dafür mit Sanktionen drohen. Die langjährige Verankerung der Türkei im Westen lockert sich weiter.
Noch vor wenigen Tagen hatte Präsident Recep Tayyip Erdoğan das Geschäft mit Russland gegen die Kritik aus Washington verteidigt. Der Deal werde nicht mehr abgeblasen, sagte er. Seine Regierung fühlt sich im Recht. Da die USA die Lieferung ihres eigenen Patriot-Systems verweigert hätten, habe sich die Türkei nach anderen Anbietern umsehen müssen, lautet das Argument. Russland biete hochmoderne Technik, einen guten Preis sowie den für die türkische Rüstungsindustrie wichtigen Technologietransfer. Die Türkei zahlt 2,5 Milliarden Dollar für zwei Batterien der S-400.