Die unberechenbaren Diener des Volkes

Der Plan des Präsidenten: Wolodymyr Selenskij (l.) hofft, dass seine Partei, Diener des Volkes, bei der vorgezogenen Wahl am 21. Juli eine Parlamentsmehrheit erlangt.
Der Plan des Präsidenten: Wolodymyr Selenskij (l.) hofft, dass seine Partei, Diener des Volkes, bei der vorgezogenen Wahl am 21. Juli eine Parlamentsmehrheit erlangt.APA/AFP/GENYA SAVILOV
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Die Parlamentswahlen in der Ukraine wird aller Voraussicht nach die Partei des neuen Präsidenten, Wolodymyr Selenskij, gewinnen. Auch im westukrainischen Lwiw rüsten sich Jungpolitiker, Wendehälse und Magnaten für den Sieg.

Wolodymyr Selenskij gibt sich gern volksnah. Bei seinem Kurzbesuch in Lwiw (Lemberg) flanierte der ukrainische Präsident unlängst umkreist von Schaulustigen durch die Altstadt und posierte für Selfies mit Bürgern. Am selben Tag kürte er Markijan Malskij zum neuen Gouverneur des Lwiwer Gebiets. Malskij war zuvor in einer Onlineabstimmung als Sieger hervorgegangen. Der User ist Selenskijs Citoyen, das Like seine Stimme. Malskij hat übrigens enge Verbindungen zu Österreich: Seit 2016 war er österreichischer Honorarkonsul in Lwiw, galt als politisch neutral, wurde sehr geschätzt. Er hat diese Funktion zurückgelegt, um sich der neuen Aufgabe zu widmen.

„Wenn auch nur kurz, so war es doch großartig, durch die Stadt zu spazieren“, stand später auf „Se“s Facebookseite geschrieben, dem Kommunikationshauptorgan des Staatschefs. Die Kommentatorinnen waren sich einig: „Unser Präsident ist der schönste.“

Am kommenden Sonntag wählen die Ukrainer ein neues Parlament. Der Präsident hilft im Wahlkampf, wo er nur kann. Real und virtuell. Like it or not.

Nichts ließ bei der Visite darauf schließen, dass die frühere k.u.k. Metropole ein hartes Pflaster für den neuen Präsidenten ist. Wenn es einen Ort gibt, wo dem aus einer zentralukrainischen Industriestadt stammenden 41-Jährigen Skepsis entgegenschlägt, dann hier. Die Westukraine gilt als besonders ukrainisch, nationalbewusst, wertkonservativ – alles Eigenschaften, mit denen der Politiker Selenskij nicht gerade assoziiert wird. Lwiw war bei der Stichwahl zwischen Selenskij und Petro Poroschenko landesweit das einzige Gebiet, in dem der Politnovize gegen seinen Vorgänger verlor.

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