CDU-Chefin Kramp-Karrenbauer neue deutsche Verteidigungsministerin

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Die Opposition übt Kritik an der Ernennung Kramp-Karrenbauers als Nachfolgerin Ursula von der Leyens. Doch einfach wird es die potenzielle Nachfolgerin Merkels in dem Amt nicht haben.

CDU-Chefin Annegret Kramp-Karrenbauer ist am Mittwoch im Schloss Bellevue in Berlin zur neuen deutschen Verteidigungsministerin ernannt worden. Gleichzeitig wurde die bisherige Ressortchefin Ursula von der Leyen, die als EU-Kommissionspräsidentin nach Brüssel wechselt, aus ihrem Amt entlassen. Kramp-Karrenbauer muss nun noch vor dem Bundestag vereidigt werden. Dafür ist eine Sondersitzung des Parlaments am kommenden Mittwoch vorgesehen.

Kramp-Karrenbauers Ernennung gilt als große Überraschung, hatte die CDU-Chefin doch noch vor zwei Wochen in einem Interview den Posten der Verteidigungsministerin abgelehnt: Als Parteivorsitzende wolle sie nicht im Kabinett tätig sein. Die frühere saarländische Ministerpräsidentin war erst im Dezember zur Parteichefin der Christdemokraten gewählt worden. In den Medien wird sie als mögliche Nachfolgerin von Bundeskanzlerin Angela Merkel gehandelt.

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Doch in den vergangenen Wochen war sie als Kanzlerkandidatin nahezu abgeschrieben worden. Die 56-Jährige hatten an Zustimmung verloren. Nun sollte sie ins Kabinett vorrücken, weil sie ansonsten keine politische Bühne habe. Leicht wird es für Kramp-Karrenbauer im Verteidigungsministerium aber nicht: Das Ministeramt gilt als politischer Schleudersitz. Ihre Vorgängerin von der Leyen trug dort Blessuren davon - etwa in der Berateraffäre, der Affäre um die Kostenexplosion bei der Sanierung des Schulschiffs "Gorch Fock" und durch Debatten über Material- und Ausrüstungsmängel.

„Keinerlei“ Erfahrung

Auch Merkel nahm an der Zeremonie teil. Die Regierungschefin, die am heutigen Mittwoch ihren 65. Geburtstag feierte, nahm auf einem Sessel Platz. Hintergrund: Bei der Ernennung der SPD-Politikerin Christine Lambrecht zur Justizministerin Mitte Juni hatte Merkel einen ihrer inzwischen vier öffentlichen Zitteranfälle erlitten. Merkel hatte nach den Anfällen mehrfach betont, dass es ihr gut gehe. "Ich glaube, dass es so wie es gekommen ist, eines Tages auch vergehen wird", sagte sie vergangene Woche.

Kritik an der neuen Ministerin gab es von der Opposition. Sie wirft Kramp-Karrenbauer vor allem mangelnde Expertise vor. "Nichts könnte die Geringschätzung der Bundeswehr durch die Bundeskanzlerin klarer ausdrücken als diese Personalie", erklärte Vizechef der FDP-Fraktion, Alexander Graf Lambsdorff. Kramp-Karrenbauer habe "keinerlei" außen- oder verteidigungspolitische Erfahrung.

Linken-Chef Bernd Riexinger äußerte die Befürchtung, dass es unter Kramp-Karrenbauer mehr Außen- und Kriegseinsätze der Bundeswehr geben könnte. "Erst kürzlich hatte sie die Frage offengelassen, ob sich deutsche Bodentruppen am völkerrechtswidrigen Krieg in Syrien beteiligen sollten", sagte Riexinger. "Ihr Profil in Außen- und Sicherheitspolitik ist extrem schwammig".

CDU-Vizechefin Julia Klöckner verteidigte Kramp-Karrenbauer. Dass sie immer wieder gesagt habe, sie werde nicht ins Bundeskabinett eintreten und diesen Schritt jetzt doch gehe, mache sie nicht unglaubwürdig. „Die Bundeswehr ist ein herausragendes Ressort mit großen Herausforderungen und sie macht es zur Chefsache", sagte die Agrarministerin.

(APA/AFP/dpa)

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