Frauen, Ikonen der Proteste von heute

In Puerto Rico sind es vor allem Frauen gewesen, die zwei Wochen lang protestiert haben.
In Puerto Rico sind es vor allem Frauen gewesen, die zwei Wochen lang protestiert haben.REUTERS
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Bilder von Demonstrantinnen aus Puerto Rico, dem Sudan oder Iran haben die jüngsten sozialen Umbrüche charakterisiert. Dabei waren Frauen bei den historischen Revolutionen vorn mit dabei. Gedanken zu Ikonografien und ihrer Rezeption.

Zwei Wochen lang hat Ricardo Rosselló die Proteste ausgesessen. In San Juan, der Hafen- und Hauptstadt der Karibikinsel Puerto Rico, hatten Demonstranten längst die großen Autostraßen lahmgelegt, waren nicht zur Arbeit gegangen, hatten mit Kochlöffeln und Töpfen, aber auch echten Musikinstrumenten die Gassen der Innenstadt besetzt, doch Rosselló weigerte sich, das Capitol zu verlassen. Seine öffentliche Entschuldigung war den Puerto Ricanern, vor allem den Frauen, lange nicht genug. In der Nacht auf Donnerstag kündigte der Gouverneur des Landes schließlich seinen Rücktritt an. Zu lang währte schon der Korruptionsskandal auf der krisengeschüttelten Insel. Unmittelbarer Anlass für die Protestwelle waren jedoch die knapp 900 Seiten Chatprotokolle, die eine investigative Journalistenplattform veröffentlicht hatte.

Ein Dutzend Männer in der Chatgruppe, die meisten davon einflussreiche und hochrangige Machtmenschen von Rosselló abwärts, lassen sich streckenweise über die Bevölkerung, selbst über die Todesopfer des verheerenden Hurricans María, über Homosexuelle – und über Frauen aus. Die Politikerin Melissa Mark-Viverito nennen sie eine „Hure“, die verprügelt gehöre. Über die Bürgermeisterin von San Juan, Carmen Yulín Cruz, werden Mordfantasien ausgetauscht. Den geleakten Chat nannte Rosselló ein Ventil, um nach einem harten Arbeitstag Dampf abzulassen. Dieser „Dampf“ – die Chatinhalte – gibt die bisweilen frauenfeindliche Stimmung und ihre prekäre Lage im Land wieder. Seit María im September 2017 über die Insel hinwegfegte, waren es vor allem Frauen, die die verheerenden Auswirkungen spüren mussten. Morde an sie verdoppelten sich im Jahr darauf, allein heuer wurden fast zwei Dutzend umgebracht. Die häusliche Gewalt explodierte.

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