Die Konsequenzen bei Zusammenstößen zwischen Nuklearmächten wären "unvorstellbar“. Indiens Innenminister lobt die Entscheidung, dem indischen Kaschmirteil die Autonomie zu entziehen. Proteste werden unterdrückt.
Der pakistanische Ministerpräsident Imran Khan hat vor gefährlichen Konsequenzen der Entscheidung Indiens gewarnt, der indisch-kontrollierten Kaschmirregion den Sonderstatus zu entziehen. In einer Rede während einer Sondersitzung des Parlaments sagte Khan am Dienstag in Islamabad, das indische Vorgehen könne Gewalt in der Region auslösen, die zu Zusammenstößen zwischen Nuklearmächten führen könnten. "Die Konsequenzen wären unvorstellbar."
Khan rief die internationale Gemeinschaft zum Eingreifen auf, sollte sie eine Katastrophe verhindern wollen. Islamabad werde dieses Thema in allen globalen Foren ansprechen, darunter im UN-Sicherheitsrat. Man wolle zudem prüfen, vor den Internationalen Gerichtshof zu gehen.
Pakistan und Indien beherrschen jeweils einen Teil von Kaschmir. Seitdem Britisch-Indien im Jahr 1947 unabhängig und in Indien und Pakistan geteilt wurde, streiten die beiden Länder um die gesamte Herrschaft über Kaschmir. Zwei Kriege wurden deshalb bereits geführt.
Indien will Region stärker an sich binden
Am Montag hatte die indische Regierung ein Präsidenten-Dekret vorgestellt, das den Sonderstatus der indisch-kontrollierten Kaschmirregion Jammu und Kaschmir streichen würde. Dieser garantierte mit Ausnahme der Außen- und Verteidigungspolitiker weitgehende Kompetenzen, darunter eine eigene Verfassung und eine eigene Flagge. Nicht-Kaschmirern war es bisher verboten, dauerhaft in der Region zu leben, dort Land zu kaufen oder in der Verwaltung zu arbeiten. Pakistan stufte das Vorgehen Indiens als illegal ein.
Indiens Innenminister Amit Shah hat die umstrittene Entscheidung als "historisch" bezeichnet. Die Neuregelung solle "mit goldenen Worten in die indische Geschichte geschrieben werden", sagte er am Dienstag vor dem Parlament in Neu-Dehli.
Die indische Regierung setzt weiter auf harte Maßnahmen, um Proteste gegen die Entscheidung in der Himalaya-Region zu verhindern. Viele der rund sieben Millionen Einwohner des Kaschmir-Tals haben seit Sonntagabend keinen Zugang zu Internet und Fernsehen. Sie können auch nicht telefonieren. Indien hat Hunderttausende Soldaten in die Region geschickt, die die Bewegungsfreiheit der Bewohner einschränken. Zudem gilt ein Versammlungsverbot. Der örtliche Polizeichef bezeichnete die Lage am Dienstag als "total friedlich", wie die indische Nachrichtenagentur IANS berichtete.
Das mächtige pakistanische Militär erklärte am Dienstag, es unterstütze die Ablehnung der indischen Aktionen durch die Regierung in Islamabad. Armee-Chef Qamar Bajwa sagte, die Armee stehe den Kaschmiris in ihrem "gerechten Kampf" bis zum Ende fest zur Seite. "Wir sind bereit und werden alles tun, um unsere diesbezüglichen Verpflichtungen zu erfüllen.
(APA/dpa)