Ein Gericht in Gibraltar hatte das Anfang Juli beschlagnahmte Schiff am Donnerstag wieder freigegeben und sich damit einer Forderung aus Washington widersetzt.
Am Donnerstag hat Großbritannien den vor Gibraltar festgesetzten iranischen Tanker "Grace 1" freigegeben und damit den Weg für einen Austausch mit dem vom Iran festgehaltenen britischen Tanker freigemacht. Doch nach einer Deeskalation in dem schwelenden Konflikt zwischen dem Iran und mehreren westlichen Ländern sieht es nicht aus. Denn das Gericht in Gibraltar widersetzte sich einer Forderung der US-Regierung. Sie hatte am Donnerstag in letzter Minute versucht, das Schiff am Auslaufen zu verhindern und es dauerhaft zu beschlagnahmen.
Nun droht Washington mit Einreiseverboten für die Besatzung des Tankers. Außenamtssprecherin Morgan Ortagus erklärte am Donnerstag, Besatzungsmitgliedern von Schiffen, die durch den Transport iranischen Öls die iranischen Revolutionsgarden unterstützten, könne ein US-Visum verweigert werden. Die US-Regierung wolle zudem bereits erteilte Visa an Besatzungsmitglieder solcher Tanker widerrufen, so die Sprecherin.
Kräftemessen zwischen Iran und USA dauert Monate an
Die Behörden in Gibraltar und die britische Royal Navy hatten den unter der Flagge Panamas fahrenden Tanker am 4. Juli vor der Küste Gibraltars wegen des Verdachts auf illegale Öllieferungen an Syrien gestoppt. Grund war der Verdacht, dass das Schiff Öl nach Syrien schmuggeln sollte. Dies wurde als Verstoß gegen EU-Sanktionen gewertet. Der Iran bestreitet die Vorwürfe. Er setzte zwei Wochen später den unter britischer Flagge fahrenden Tanker "Stena Impero" in der Straße von Hormuz mit der Begründung fest, er habe gegen das Seerecht verstoßen. Ein Sprecher der Reederei der "Stena Impero" sagte, die Lage sei unverändert.
Seit Monaten gibt es ein Kräftemessen zwischen dem Iran und anderen Staaten, allen voran den USA, das auch und gerade auf internationalen Schifffahrtswegen ausgetragen wird. In den vergangenen Wochen kam es immer wieder zu Zwischenfällen vor allem in der Straße von Hormuz, die zwischen dem Persischen Golf und dem Golf von Oman liegt. Die Straße von Hormuz zählt zu den wichtigsten Schifffahrtsrouten weltweit. Fast ein Drittel des globalen Ölexports wird durch die Meerenge verschifft. Die USA machten den Iran für diverse Attacken auf Handelsschiffe in dem Seegebiet verantwortlich, was die Führung in Teheran bestritt.
Hinter den Spannungen zwischen dem Iran und den USA steht der Atomstreit beider Länder. Die Amerikaner werfen der iranischen Führung vor, Atomwaffen bauen zu wollen. Teheran weist das zurück. Die USA waren 2018 im Alleingang aus dem internationalen Atomabkommen mit dem Iran ausgestiegen, das den Iran am Bau einer Atombombe hindern und zugleich dessen politische und wirtschaftliche Isolation beenden sollte. Seit dem Ausstieg aus dem Abkommen setzen die Amerikaner Teheran mit massiven Wirtschaftssanktionen unter Druck, um ein strengeres und auf andere Gebiete erweitertes Abkommen auszuhandeln. Der Iran widersteht dem Druck bisher.
(APA/AFP/Reuters/dpa/red.)