USA verweigern österreichischem Politologen Schmidinger die Einreise

Der Nahost-Experte wollte an US-Unis ein Buch über die syrische Kurden-Stadt Afrin präsentieren. Er müsse akzeptieren, dass ihn die USA als Sicherheitsrisiko empfinde, meint er.

Dem österreichischen Sozialwissenschaftler und Nahost-Experten Thomas Schmidinger ist nach seinen Angaben am Donnerstag die Einreise in die USA verweigert worden. Schmidinger wollte dort ein Buch über die syrische Kurdenregion Afrin vorstellen. Laut US-Botschaft handelt es sich um kein formales Einreiseverbot.

"Ich bin heute auf dem Weg zu meinen Buchpräsentationen in den USA in Amsterdam daran gehindert worden den Anschlussflieger nach Minneapolis zu besteigen und zwar trotz eines gültigen Zehnjahres-multiple-entry Visums für die USA", schrieb Schmidinger auf Facebook. Am Gate sei er von einem US-Beamten gefragt worden, ob er Thomas Schmidinger sei und er habe ihn genau zu seinen Reisen und Forschungen im Iran, Irak und Syrien befragt. Auch seine Hilfe, um die Kinder österreichischer IS-Angehöriger zu finden, sei thematisiert worden.

"Der Beamte musste dann telefonisch das Ok aus Washington holen und bekam ein Nein", berichtete der Politik- und Sozialwissenschaftler, der an der Universität Wien sowie an der Fachhochschule Vorarlberg lehrt. Eine offizielle Begründung habe es nicht gegeben und selbst der Beamte habe sehr erstaunt gewirkt. "Jedenfalls muss ich die Buchvorstellungen meines Afrin-Buches in den USA nun absagen, bleib auf den Kosten von Flug den Hotels vermutlich sitzen und versuche gerade meine Rückreise nach Österreich zu organisieren, die auch nicht von der Fluglinie übernommen wird", klagte Schmidinger.

Kein offizielles Einreiseverbot

Die wissenschaftspolitischen Folgen seien schlimmer gewesen, als seine Freunde in den USA nicht zu sehen. "Ich war insgesamt von drei namhaften US-Universitäten und drei Buchhandlungen zu Vorträgen eingeladen. Offenbar sind solche Vorträge über Afrin aber unerwünscht und können ganz einfach mit einem Einreiseverbot verhindert werden", so Schmidinger. Bei Afrin handelt es sich um eine mehrheitlich von Kurden bewohnte Stadt in Syrien.

Schmidinger überlegt, mit den Veranstaltern zu reden "ob wir das absagen oder per Skype machen". Er müsse wohl zur Kenntnis nehmen, "dass die USA mich als Sicherheitsrisiko wahrnimmt" und ob er es etwa zehn Jahre "nachdem ich noch zum 4. Juli in die Botschafterresidenz zum Fest eingeladen wurde, es zur Persona non grata gebracht habe".

Schmidinger fügte hinzu, dass ihn inzwischen die US-Botschaft in Wien angerufen und ihm mitgeteilt habe, dass es kein formales Einreiseverbot gegen ihn gebe und auch das Visum nicht für ungültig erklärt wurde. Das Verbot sei nicht vom State Department (Außenministerium) gekommen, sondern "ziemlich sicher vom Department for homeland security", also vom Ministerium für Innere Sicherheit der USA. "Diese Buchvorstellungstour wurde also verunmöglicht", resümierte Schmidinger.

Die US-Botschaft in Wien kündigte am Freitag gegenüber auf Anfrage an, in der Causa Schmidinger demnächst eine Stellungnahme abzugeben.

(APA)

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