Israel: Blutiger Anschlag in Tel Aviv

(c) AP (Amir Meiri)
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Ein Palästinenser raste mit einem entführten Taxi in eine Straßensperre und stach anschließend mehrere Menschen nieder. Es gibt acht Verletzte. Der 20-jährige Täter agierte erklärtermaßen auf eigene Initiative.

Jerusalem. Die Sicherheitskräfte an der südlichen Grenze Israels waren in höchster Alarmbereitschaft, doch diesmal war Tel Aviv das Ziel eines Anschlags: Ein 20-jähriger Palästinenser aus Nablus überfuhr mit einem gestohlenen Taxi einen Polizisten und stach anschließend in der Nähe einer Diskothek mehrere Menschen nieder, acht Israelis erlitten mittlere bis schwere Verletzungen. Der Täter agierte erklärtermaßen auf eigene Initiative. Laut Aussage eines Wachpostens des Tanzclubs muss der Mann von der Party, mit der 2000 Jugendliche das Ende der Sommerferien begingen, von der Veranstaltung gewusst haben.

Nach Auskunft des Taxifahrers war der Mann nur wenige Minuten Autofahrt von dem Tanzlokal entfernt eingestiegen und forderte den Fahrer, der zunächst von einem Raubüberfall ausging, unter Drohung mit einem Messer auf, das Fahrzeug zu verlassen. Mit dem Taxi sei er anschließend in eine Sperre gerast, um dann unter „Allah ist groß“-Rufen auf Passanten und Polizisten einzustechen.

Der Anschlag steht, ähnlich wie die Terrorakte vor elf Tagen im Süden Israels, vermutlich in Verbindung mit dem für Mitte September geplanten Antrag auf Anerkennung Palästinas vor der UNO.

Neue Gewaltwelle droht

Obschon sich eine Mehrheit der UN-Generalversammlung für den Antrag abzeichnet, wird sich für die Bevölkerung im Westjordanland und im Gazastreifen unmittelbar nichts verändern. Die Frustration der Bevölkerung könnte sich in Form neuer Gewalt Luft machen. Die Sicherheitsdienste rechnen mit Massendemonstrationen an den Grenzübergängen und schließen ein Wiederaufkeimen des Terrors nicht aus.

Über Jahre blieb es vergleichsweise ruhig in Israel, von vereinzelten Übergriffen vor allem gegen Siedler im Westjordanland und einem kleineren Bombenanschlag abgesehen. Hauptgrund dafür ist die gelungene Zusammenarbeit der palästinensischen und israelischen Sicherheitsdienste. Potenzielle islamistische Attentäter werden zumeist noch auf palästinensischer Seite der Trennanlagen abgefangen. Dazu kommt, dass die blutige „Al-Aqsa-Intifada“ die Palästinenser ihrem Ziel der Selbstbestimmung und dem Ende der Besatzung nicht nähergebracht hat.

Die palästinensische Führung im Westjordanland hat ein Interesse daran, die friedliche Koexistenz aufrechtzuerhalten, und auch die Hamas versucht offenbar, erneute Eskalationen zu unterbinden. Die Attentäter stammen vermutlich aus den Reihen des islamischen Djihad. Nach Informationen der Sicherheitsdienste ist mit weiteren Anschlägen im Süden zu rechnen, die ägyptische Grenzpolizei hat im Sinai 1500 zusätzliche Männer im Einsatz.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 30.08.2011)

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