Gül: "Türkei kann EU wieder auf Vordermann bringen"

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Gül: "Türkei kann EU wieder auf Vordermann bringen"(c) EPA (Christophe Karaba)
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Die Türkei könne mit ihrer starken Wirtschaft einen positiven Beitrag für Europa leisten, betont Präsident Gül. An der israelischen Regierung übt er scharfe Kritik.

Der türkische Präsident Abdullah Gül hofft, dass durch die aktuelle Wirtschaftskrise immer mehr Menschen in der EU "sehen, dass die Türkei keine Last darstellen würde für die Gemeinschaft." Das sagte er in einem Interview mit der "Süddeutschen Zeitung (SZ)" (Freitagsausgabe). "Wir könnten einen positiven Beitrag leisten", betonte Gül. Die Türkei könne mit ihrer starken Wirtschaft helfen, "Europa wieder auf Vordermann zu bringen".

Die Türkei werde "alles tun, was wir tun müssen, um der EU beitreten zu können", sagte der Präsident in einem weiteren Interview mit der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ)". In Europa gebe es derzeit nur zwei gesunde Nationen: Deutschland und die Türkei. Deutschland sei die Lokomotive der EU und ein Land mit einer starken Wirtschaft. Die Türkei habe 2001 eine schwere Wirtschafts- und Bankenkrise erlebt, daraus habe sie Lehren gezogen. In der EU gebe es heute „genau unsere früheren Schwierigkeiten: Hohe Haushaltsdefizite, eine hohe Schuldenlast, eine Verletzung der Maastricht-Kriterien."

Geheimgespräche mit Israel

Zum Streit seines Landes mit Israel sagte Gül der "SZ", dass es mehrere Runden von Geheimgesprächen zwischen Ankara und Jerusalem gegeben habe, um den Konflikt auszuräumen. Aber jedes Mal habe die israelische Seite kurz vor einer Einigung ihre Meinung wieder geändert. Die Türkei habe „keine Probleme mit dem israelischen Volk", sondern nur mit der Regierung.

Zum israelischen Angriff auf die Gaza-Flotte im Mai 2010 meinte der Präsident: "Israel war zwar stark, machte sich aber schuldig. Das können wir nicht akzeptieren."

Bei der Kommandoaktion der israelischen Eliteeinheit "Shayetet 13" in internationalen Gewässern waren acht türkische Palästina-Solidaritätsaktivisten und ein türkisch-amerikanischer Doppelstaatsbürger an Bord des Schiffes "Mavi Marmara" getötet worden. Die Türkei verlangt dafür eine Entschuldigung, die israelische Regierung lehnt das aber ab. Sie spricht von einem "Akt der Selbstverteidigung", weil Aktivisten die Soldaten hart angegriffen hätten.

Die Türkei hat in dem Konflikt die diplomatischen Beziehungen zu Israel herabgestuft und die Militärbeziehungen sowie die Zusammenarbeit im Rüstungsbereich ausgesetzt.

(Red.)

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