Macron gewinnt hitziges TV-Duell gegen Le Pen

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"Kandidat des Krieges aller gegen alle", "Lügen", "großer Unsinn", "Arroganz": Die französischen Präsidentschaftskandidaten Emmanuel Macron und Marine Le Pen haben sich vor der Stichwahl ein hitziges TV-Duell geliefert.

Der sozialliberale Ex-Wirtschaftsminister Emmanuel Macron und die Rechtspopulistin Marine Le Pen stritten am Mittwochabend mit scharfen Worten über Themen wie Europa, Wirtschaftspolitik und den Anti-Terror-Kampf. Die Fernsehzuschauer sahen einer Umfrage zufolge Macron als Sieger des Fernsehduells.

"Herr Macron ist der Kandidat der wilden Globalisierung, der Uberisierung, der Prekarität, der sozialen Brutalität, des Krieges aller gegen alle, der wirtschaftlichen Plünderung", sagte Le Pen gleich zu Beginn der zweieinhalbstündigen Fernsehdebatte, die von den Sendern TF1 und France 2 organisiert wurde. Zugleich machte die Front-National-Kandidatin den früheren Wirtschaftsminister für die magere Bilanz des sozialistischen Staatschefs Francois Hollande verantwortlich und sagte, der Präsident würde Macron "fernsteuern".

Der sozialliberale Reformpolitiker warf Le Pen dagegen immer wieder vor, "Lügen" und "Unsinn" zu verbreiten, "lächerliche Formeln" herunterzubeten und sich in Sachfragen nicht auszukennen. "Sie haben kein Projekt für unser Land", sagte der 39-jährige Präsidentschaftsfavorit. "Das Land verdient etwas Besseres."

Der Pro-Europäer und die EU-Gegnerin lieferten sich unter anderem über die EU und den Euro harte Wortgefechte. "Der Euro ist die Währung der Bankiers, nicht die Währung des Volkes", sagte Le Pen, die für eine Rückkehr zum französischen Franc eintritt.

Der frühere Investmentbanker warnte, eine Abkehr vom Euro wäre "tödlich" für die Kaufkraft der Franzosen und die Wettbewerbsfähigkeit der französischen Wirtschaft. Er wolle einen starken Euro und ein starkes Europa, das "schützt".

Die Rechtspopulistin bescheinigte Macron deswegen "europäischen Extremismus" - und warf ihm vor, sich Deutschland und Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) zu unterwerfen. Bei einem Wahlsieg Macrons würde in Wirklichkeit Merkel über die Geschicke Frankreichs entscheiden: "So oder so wird Frankreich künftig von einer Frau regiert - entweder von mir oder von Frau Merkel."

Immer wieder ins Wort gefallen

Mit scharfen Attacken überzogen sich die Kandidaten auch beim Thema Sicherheit und Anti-Terror-Kampf: Le Pen warf Macron "Gefälligkeit mit dem islamistischen Fundamentalismus" vor. Sie warb erneut dafür, ausländische Gefährder umgehend aus Frankreich auszuweisen und verurteilte Terroristen mit doppelter Staatsbürgerschaft auszubürgern.

Macron bezeichnete Le Pens Forderungen als "Augenwischerei", die bei der Terrorbekämpfung wirkungslos seien. Die Rechtspopulistin gehe außerdem in die "Falle" der Islamisten und drohe einen "Bürgerkrieg" in Frankreich anzuzetteln. "Sie sind die Hohepriesterin der Angst", sagte Macron.

Immer wieder fielen Macron und Le Pen sich gegenseitig ins Wort, die Moderatoren waren sichtlich überfordert. Die 48-jährige Rechtspopulistin versuchte ihren Rivalen zudem mit hämischem Lachen aus dem Konzept zu bringen und unterstellte ihm "Arroganz". Macron versuchte derweil, seine Konkurrentin mit Detailfragen in die Ecke zu drängen, was ihm wiederholt gelang. Während Le Pen einen dicken Stapel Mappen vor sich liegen hatte, in denen sie immer wieder blätterte, bediente sich Macron keiner Hilfsmittel.

Laut einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Elabe für den Nachrichtensender BFMTV ging Macron als Sieger aus der TV-Debatte heraus: 63 Prozent der Befragten hielten ihn für überzeugender.

Die Fernsehdebatte zwischen den beiden Wahlrunden ist in Frankreich traditionell einer der wichtigsten Wahlkampfmomente. Macron und Le Pen wollten am Mittwoch die vielen noch unentschlossenen Wähler für sich gewinnen, die bei der zweiten Wahlrunde am kommenden Sonntag eine wichtige Rolle spielen dürften.

Macron war bei der ersten Runde am 23. April an erster Stelle gelandet und geht als klarer Favorit in die Stichwahl. Umfragen sahen ihn zuletzt mit rund 60 Prozent deutlich vor Le Pen, die demnach auf 40 Prozent käme.

(APA/AFP)

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