Reform des Biolandbaus vor Scheitern

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Agrarminister sind über Fragen wie Einsatz von Treibhäusern und Pestizidrückstände zerstritten.

Brüssel. Seit drei Jahren liegt der Vorschlag der Kommission über eine Neufassung der Regeln für den Biolandbau vor, 17-mal haben sich die Verhandler der nationalen Agrarministerien, des Europaparlaments und der Kommission zu Verhandlungen getroffen: Doch es fruchtet nichts. Die Reform eines Sektors, der sich äußerst dynamisch entwickelt und gern als europäisches Vorzeigemodell nachhaltiger Agrarwirtschaft gepriesen wird, steckt aufgrund derzeit unüberbrückbarer Differenzen fest.

Die Frontlinie verläuft in erster Linie zwischen Norden und Süden. Staaten wie Dänemark und Schweden wollen, dass die Zucht von Gemüse und Kräutern in Nährlösungen in Treibhäusern weiterhin als Biolandbau gelten darf. Das lehnen die klimatisch begünstigten Südstaaten ab. Je länger man über diese Frage verhandle, desto tiefer werde der Graben, resümierte Agrarkommissar Phil Hogan am Montag beim Landwirtschaftsministerrat in Luxemburg. Auch die Frage, ob ein Biolandwirt, dem vom Nachbarn Pestizide ins Feld gespült werden, seine Ernte gar nicht mehr oder zumindest bis zu einem gewissen Grenzwert als bio vertreiben darf, entzweit die Staaten.

Die bestehende Verordnung ist zwar erst acht Jahre alt, sie umfasst aber keine Regeln für florierende neue Bioprodukte wie Kork, Bienenwachs oder Salz. Auch die Prüfung von aus dem Rest der Welt importierten Biowaren ist unzufriedenstellend geregelt.

Die Minister (Österreichs Ressortchef Andrä Rupprechter ließ sich vertreten) beschlossen am Montag, einen letzten Anlauf zu unternehmen, um bis Ende Juni eine gemeinsame Haltung für die Verhandlungen mit Kommission und Parlament zu finden. Misslingt dies, droht ein finales Scheitern der Reform. (GO)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.06.2017)

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